Ratgeber

Produkte

Vergleichsportal

Der präzisionsblog zu den themen finanzen, investieren, praxisführung und Karriere

Der Präzisionsblog zu den Themen Finanzen, Investieren, Praxisführung und Karriere

Kategorien

Kategorien

Finanzen

Finanzen im Griff - Ein Leitfaden für junge Ärztinnen und Ärzte

Ärztin bei der Finanzplanung
Ärztin bei der Finanzplanung
Ärztin bei der Finanzplanung

Lesedauer: 11 Minuten

04.07.2025

Darum geht's

Das Medizinstudium bereitet dich auf vieles vor: komplexe Diagnosen stellen, Leben retten, mit schwierigen Situationen umgehen. Doch wenn es um Finanzen, Steuern und Vermögensaufbau geht, stehst du als junge Ärztin oder junger Arzt oft ratlos da. Diese Wissenslücke kann dich über die Jahre Zehntausende Euro kosten – Geld, das dir beim Vermögensaufbau, der Praxisgründung oder einfach für ein sorgenfreies Leben fehlt.

Die gute Nachricht: Finanzplanung ist kein Hexenwerk. Mit dem richtigen Grundwissen und einer strukturierten Herangehensweise kannst du deine Finanzen selbst in die Hand nehmen. Dieser Leitfaden begleitet dich Schritt für Schritt durch alle wichtigen Finanzthemen – von der ersten Gehaltsabrechnung über clevere Steueroptimierung bis hin zum langfristigen Vermögensaufbau.

Du erfährst, welche Versicherungen du wirklich brauchst, wie du unnötige Ausgaben vermeidest und wie du die Weichen für deine finanzielle Zukunft richtig stellst.

Die finanzielle Ausgangslage als Ärztin oder Arzt verstehen

Vom Studium in die Berufswelt - typische Einkommensentwicklung

Ärztin auf der Karriereleiter

Der Übergang vom Studium ins Berufsleben markiert einen finanziellen Wendepunkt. Während du im Praktischen Jahr (PJ) meist nur eine Aufwandsentschädigung von etwa 400-600 Euro monatlich erhältst, springt dein Einkommen mit der ersten Assistenzarztstelle auf 4.500 bis 5.500 Euro brutto. Das klingt nach viel – und ist es im Vergleich zum Studentendasein auch. Doch die Gehaltsentwicklung geht weiter: Als Fachärztin oder Facharzt kannst du mit 6.000 bis 8.000 Euro brutto rechnen, in leitenden Positionen oder mit eigener Praxis sind auch fünfstellige Monatsgehälter möglich.

Dabei kann es regionale Unterschiede geben. In Ballungsräumen wie München oder Frankfurt verdienst du zwar nominell mehr, doch die höheren Lebenshaltungskosten relativieren diesen Vorteil schnell. In ländlichen Regionen, besonders in Ostdeutschland, locken Krankenhäuser oft mit Zulagen und Sonderzahlungen, um Personal zu gewinnen. Auch die Fachrichtung spielt eine Rolle: Radiologen und Augenärzte gehören im ambulanten Bereich zu den Topverdienern, während Allgemeinmediziner im Durchschnitt weniger verdienen – dafür aber oft eine bessere Work-Life-Balance genießen.

Die versteckten Kostenfallen der ersten Berufsjahre

Mit dem ersten richtigen Gehalt kommen auch neue Ausgaben auf dich zu, die schnell unterschätzt werden. Die Berufshaftpflichtversicherung ist dabei nur die Spitze des Eisbergs – sie kostet dich als Assistenzärztin oder Assistenzarzt zwischen 80 und 150 Euro jährlich. Dazu kommen Fort- und Weiterbildungskosten, die sich schnell auf mehrere Tausend Euro pro Jahr summieren können. Zwar übernehmen viele Kliniken einen Teil dieser Kosten, doch gerade spezielle Kurse oder Kongresse musst du oft selbst finanzieren.

Unterschätzt werden auch die Kosten für Fachliteratur und Mitgliedschaften in Fachgesellschaften, die mit 500 bis 1.000 Euro jährlich zu Buche schlagen können. Hinzu kommen Ausgaben für Berufskleidung – und nein, nicht alle Kliniken stellen ausreichend Kasacks zur Verfügung.

Wenn du für deine Weiterbildung die Klinik wechselst, fallen Umzugskosten an, möglicherweise musst du vorübergehend eine doppelte Haushaltsführung finanzieren. All diese "kleinen" Posten können in den ersten Berufsjahren schnell 20-30% deines Nettogehalts verschlingen, wenn du nicht aufpasst.

Das Fundament: Grundlegende Finanzstrategien für Berufseinsteiger

Der Notgroschen - deine finanzielle Rücklage für Notfälle

Arzt mit Sparschwein symbolisch für Notgroschen

Bevor du an Investments oder große Anschaffungen denkst, brauchst du zunächst ein solides finanzielles Fundament: den Notgroschen. Als Faustregel gilt: Drei bis sechs Monatsgehälter solltest du als Reserve zurücklegen. Für dich als Ärztin oder Arzt bedeutet das konkret 10.000 bis 20.000 Euro. Das mag viel erscheinen, doch bedenke: Auch mit festem Arbeitsvertrag können unvorhergesehene Ausgaben auftreten – eine kaputte Waschmaschine, eine teure Autoreparatur oder gesundheitliche Probleme, die dich zu einer Auszeit zwingen.

Der Notgroschen gehört auf ein Tagesgeldkonto – nicht unter die Matratze, aber auch nicht in riskante Anlagen. Ja, die Zinsen sind mickrig, aber darum geht es hier nicht. Es geht um Sicherheit und jederzeitige Verfügbarkeit. Eröffne das Tagesgeldkonto bei einer anderen Bank als dein Girokonto. So kommst du nicht in Versuchung, "mal eben" etwas davon für den Urlaub abzuzwacken.

Das 3-Konten-Modell für maximale Übersicht

Finanzielle Klarheit beginnt mit Struktur. Das 3-Konten-Modell hilft dir, den Überblick zu behalten und deine Sparziele automatisch zu erreichen. Konto Nummer 1 ist dein Girokonto für alle laufenden Ausgaben: Miete, Lebensmittel, Versicherungen. Hier geht dein Gehalt ein, hier gehen die Fixkosten ab. Konto Nummer 2 ist dein Sparkonto für kurzfristige Ziele – der nächste Urlaub, neue Möbel oder die Anzahlung für ein Auto. Richte einen Dauerauftrag ein, der direkt nach Gehaltseingang einen festen Betrag auf dieses Konto überweist.

Konto Nummer 3 ist dein Investmentkonto oder -depot für den langfristigen Vermögensaufbau. Auch hier gilt: automatischer Sparplan direkt nach Gehaltseingang. So gewöhnst du dich gar nicht erst an das Geld und die Versuchung, es auszugeben, entfällt. Die Beträge können am Anfang klein sein – wichtiger ist, dass du die Struktur etablierst und das Sparen zur Gewohnheit machst.

Budgetplanung, die funktioniert

Die klassische 50-30-20-Regel besagt: 50% für Grundbedürfnisse, 30% für persönliche Ausgaben, 20% fürs Sparen. Für dich als gut verdienende Ärztin oder gut verdienender Arzt kannst du diese Regel anpassen: 40-30-30 ist oft realistischer. 40% für Fixkosten (Wohnung, Versicherungen, Auto), 30% für variables Leben (Essen, Freizeit, Kleidung) und 30% für Sparen und Investieren.

Moderne Apps wie "Finanzguru" verbinden sich mit deinem Konto und kategorisieren deine Ausgaben automatisch. So siehst du schwarz auf weiß, wohin dein Geld fließt. Die erste Auswertung ist oft ein Augenöffner: Der tägliche Coffee-to-go für 4 Euro summiert sich auf 80 Euro im Monat, die Streaming-Abos auf 50 Euro, das Fitnessstudio, das du nie besuchst, auf weitere 40 Euro. Kleine Optimierungen können hier Hunderte Euro monatlich freisetzen – Geld, das besser in deinem Depot arbeitet.

Versicherungen für Ärzte - was du hier wirklich brauchst

Diese Versicherungen sind (fast immer) unverzichtbar

Als Ärztin oder Arzt gibt es zwei Versicherungen, die nicht verhandelbar sind: die Berufshaftpflicht und die Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Berufshaftpflicht deckt Schäden ab, die du im Rahmen deiner ärztlichen Tätigkeit verursachst. Auch wenn dein Arbeitgeber eine Betriebshaftpflicht hat, solltest du eine eigene Police abschließen.

Sie kostet nur 100-200 Euro jährlich, schützt dich aber vor existenzbedrohenden Forderungen. Achte auf ausreichende Deckungssummen: mindestens 5 Millionen Euro für Personen- und Sachschäden.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist deine wichtigste Absicherung überhaupt. Als Ärztin oder Arzt hast du ein hohes Einkommen, das es abzusichern gilt. Eine Erkrankung, ein Unfall – und plötzlich kannst du deinen Beruf nicht mehr ausüben. Die BU solltest du so früh wie möglich abschließen, idealerweise noch im Studium oder spätestens als Berufsanfänger.

Je jünger und gesünder du bist, desto günstiger sind die Beiträge. Wichtig: Achte auf eine Nachversicherungsgarantie ohne erneute Gesundheitsprüfung, damit du die Versicherungssumme später an dein steigendes Einkommen anpassen kannst.

Sinnvolle Ergänzungen je nach Lebenssituation

Die Entscheidung zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung will gut überlegt sein. Als Ärztin oder Arzt überschreitest du schnell die Versicherungspflichtgrenze und kannst in die Private Krankenversicherung (PKV) wechseln.

Die Vorteile: bessere Leistungen, freie Arztwahl, Einbettzimmer im Krankenhaus. Die Nachteile: steigende Beiträge im Alter, keine kostenlose Familienversicherung. Wenn du Kinder planst, kann die gesetzliche Krankenversicherung trotz der Zusatzbeiträge günstiger sein.

Für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll, die auch Streitigkeiten mit Krankenkassen und Regressforderungen abdeckt. Als Angestellte oder Angestellter brauchst du diese meist nicht. Eine private Haftpflichtversicherung solltest du dagegen in jedem Fall haben – sie kostet nur 50-100 Euro jährlich und schützt vor hohen Schadensforderungen im Privatleben.

Überflüssige Versicherungen erkennen

Ärztin entsorgt überflüssige Versicherungsverträge

Versicherungsvertreter haben es auf dich als gut verdienende Ärztin oder gut verdienenden Arzt besonders abgesehen.

Lass dir keine Kapitallebensversicherungen oder fondsgebundenen Rentenversicherungen aufschwatzen – die Rendite ist miserabel, die Kosten hoch. Auch Restschuldversicherungen für Kredite, Handyversicherungen oder Glasbruchversicherungen kannst du dir sparen.

Die Faustregel: Versichere nur existenzbedrohende Risiken, alles andere kannst du aus deinem Notgroschen bezahlen.

Steuern optimieren - mehr Netto vom Brutto

Grundlagen des deutschen Steuersystems für Angestellte

Das deutsche Steuersystem mag komplex erscheinen, doch die Grundprinzipien sind schnell verstanden. Als angestellte Ärztin oder angestellter Arzt zahlst du Lohnsteuer – eine Vorauszahlung auf deine Einkommensteuer. Die Höhe hängt von deiner Steuerklasse ab: Klasse I für Singles, III für Verheiratete mit geringer verdienendem Partner, IV für Verheiratete mit ähnlichem Einkommen. Mit einem Jahresbrutto von 65.000 Euro bleiben dir in Steuerklasse I etwa 38.000 Euro netto – ein Grenzsteuersatz von über 40% auf jeden zusätzlich verdienten Euro.

Die gute Nachricht: Durch die Steuererklärung holst du dir einen Teil zurück. Im Schnitt erhalten Arbeitnehmer 1.000 Euro vom Finanzamt zurück – bei dir als Ärztin oder Arzt kann es deutlich mehr sein. Der Trick liegt darin, alle absetzbaren Ausgaben geltend zu machen. Viele scheuen den Aufwand, doch mit modernen Steuerprogrammen oder Apps ist die Prozedur in wenigen Stunden (wenn überhaupt) erledigt..

Absetzbare Ausgaben, die viele übersehen

Fortbildungskosten sind dein größter Steuerhebel. Kongressgebühren, Reisekosten, Übernachtungen, Fachliteratur – all das mindert dein zu versteuerndes Einkommen. Sammle penibel alle Belege, auch für kleinere Ausgaben. Ein Fachbuch für 50 Euro bringt dir bei deinem Steuersatz 20 Euro Ersparnis. Bei zehn Büchern im Jahr sind das 200 Euro.

Das häusliche Arbeitszimmer wird oft verschenkt. Wenn du zu Hause z.B. Fortbildungen nachbereitest oder wissenschaftlich arbeitest, kannst du anteilig Miete, Strom und Internet absetzen. Ohne eigenes Arbeitszimmer gilt die Homeoffice-Pauschale von 6 Euro pro Tag, maximal 1.260 Euro jährlich.

Auch die doppelte Haushaltsführung bei beruflich bedingtem Zweitwohnsitz bringt erhebliche Steuervorteile: Miete, Fahrtkosten und Verpflegungsmehraufwand summieren sich schnell auf mehrere Tausend Euro.

Der Weg in die Selbstständigkeit - steuerliche Aspekte

Der Schritt in die Niederlassung mit einer GKV-Praxis oder einer Privatpraxis verändert deine Steuersituation grundlegend. Statt monatlicher Lohnsteuer zahlst du vierteljährliche Vorauszahlungen – basierend auf einer Schätzung deines Jahresgewinns. Unterschätzt du diesen, drohen saftige Nachzahlungen plus Zinsen. Die Regel: Lege vom ersten Tag an 40-45% deiner Einnahmen für Steuern zurück.

Als Selbstständige oder Selbstständiger hast du mehr Gestaltungsspielraum, aber auch mehr Verantwortung. Investitionen in die Praxis, vom Computer bis zum Ultraschallgerät, kannst du abschreiben. Die Abschreibungsdauer variiert: IT-Equipment über drei Jahre, medizinische Geräte oft über acht Jahre. Ein guter Steuerberater, der sich mit Arztpraxen auskennt, ist hier Gold wert – seine Kosten holst du durch Steuerersparnisse mehrfach wieder rein.

Vermögensaufbau - langfristig denken

ETFs und Aktien - der Einstieg in die Börse

Die Zeiten, in denen das Sparbuch eine vernünftige Rendite brachte, sind schon lange vorbei. Für den langfristigen Vermögensaufbau führt kein Weg an der Börse vorbei. Keine Sorge – du musst kein Daytrader werden. Mit Exchange Traded Funds (ETFs) investierst du breit gestreut in hunderte oder tausende Unternehmen weltweit. Ein MSCI World ETF bildet die Entwicklung von über 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern ab. Die historische Rendite liegt bei etwa 7-8% pro Jahr – trotz aller Krisen.

Der große Vorteil von ETFs: Sie sind kostengünstig (0,1-0,3% jährliche Gebühren), transparent und flexibel. Mit einem Sparplan investierst du monatlich einen festen Betrag, egal ob die Kurse gerade hoch oder niedrig stehen. Dieses "Cost-Average-Verfahren" glättet Schwankungen und nimmt dir die Entscheidung ab, wann der richtige Einstiegszeitpunkt ist. Starte mit 500-1.000 Euro monatlich in einen breit streuenden Welt-ETF. Nach zehn Jahren hast du bei 7% Rendite aus 120.000 Euro Einzahlung etwa 170.000 Euro gemacht.

Für verschiedene Risikoprofile gibt es passende Strategien. Als junge Ärztin oder junger Arzt mit langem Anlagehorizont kannst du Schwankungen aussitzen und von der höheren Rendite von Aktien profitieren. Mehr zum Thema Portfoliodiversifikation findest du hier.

Immobilien als Kapitalanlage

Ärztin auf einer Baustelle

Die eigene Immobilie gilt als Traum vieler Ärztinnen und Ärzte. Unterscheide dabei zwischen Eigenheim und Renditeobjekt. Das Eigenheim ist primär Lebensqualität, keine Geldanlage. Die selbstgenutzte Immobilie bindet viel Kapital, das anderswo möglicherweise besser arbeiten könnte. Als Kapitalanlage dagegen können vermietete Immobilien durchaus sinnvoll sein – wenn die Zahlen stimmen.

Die Faustregeln: Die Jahreskaltmiete sollte mindestens 4% des Kaufpreises betragen (besser 5-6%). Nach Abzug aller Kosten (Verwaltung, Instandhaltung, Mietausfall) sollten mindestens 2-3% Nettorendite übrig bleiben. Als Ärztin oder Arzt hast du einen Finanzierungsvorteil: Banken gewähren dir aufgrund deines sicheren Einkommens bessere Konditionen.

Trotzdem gilt: Maximal 20-30% deines Vermögens sollte in einer einzelnen Immobilie stecken. Diversifikation bleibt das A und O.

Die betriebliche Altersvorsorge clever nutzen

Das ärztliche Versorgungswerk ist deine Basis-Altersvorsorge – quasi die Rente für Ärztinnen und Ärzte. Die Beiträge sind Pflicht, aber die prognostizierten Renten oft ernüchternd. Mit 40 Beitragsjahren kommst du auf etwa 3.000-4.000 Euro Monatsrente – bei heutiger Kaufkraft. Inflation und steigende Lebenserwartung nagen daran.

Deshalb ist zusätzliche Vorsorge unverzichtbar. Viele Kliniken bieten eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) mit Arbeitgeberzuschuss an. Durch die Entgeltumwandlung sparst du Steuern und Sozialabgaben. Aus 100 Euro Eigenanteil werden mit Arbeitgeberzuschuss und Steuerersparnis schnell 150-180 Euro Sparbeitrag. Die Nachteile: In der Rentenphase fallen Steuern und Krankenkassenbeiträge an. Trotzdem lohnt sich die bAV oftmals, besonders mit hohem Arbeitgeberzuschuss.

Spezialthemen für verschiedene Karrierewege

Tipps für angehende Niedergelassene

Die eigene Praxis ist für viele der Traum von beruflicher Selbstverwirklichung. Finanziell ist es ein Großprojekt: Übernahmekosten von 100.000 bis 500.000 Euro sind keine Seltenheit, je nach Fachrichtung und Ausstattung. Der Businessplan ist dabei mehr als eine lästige Pflicht für die Bank – er zwingt dich, realistisch zu kalkulieren. Plane konservativ: Wie viele Patienten brauchst du für die Kostendeckung? Wie entwickeln sich die Einnahmen realistisch?

Die Finanzierung läuft meist über KfW-Kredite und Hausbankdarlehen. Die Konditionen sind momentan relativ günstig, dennoch solltest du in jedem Fall einen Zinsanstieg einkalkulieren. Wichtigste Regel: Halte Liquidität vor! Die ersten Monate sind hart – Einnahmen tröpfeln, während die Kosten vom ersten Tag an auflaufen. Ein Puffer von 50.000-100.000 Euro zusätzlich zur Investitionssumme gibt dir Luft zum Atmen.

Finanzplanung für Klinikkarriere

Wer eine Klinikkarriere anstrebt, muss anders planen. Dein Vermögensaufbau läuft primär über Gehaltssteigerungen – vom Assistenzarzt über den Oberarzt bis zum Chefarzt können sich die Bezüge verdreifachen. Nutze Gehaltsverhandlungen! Vorbereitung ist alles: Kenne deinen Marktwert, dokumentiere deine Leistungen, argumentiere mit Zusatzqualifikationen.

Neben dem Grundgehalt sind Zusatzleistungen verhandelbar: Dienstwagen, Fortbildungsbudget, zusätzliche Urlaubstage oder eine höhere arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge. Ein Dienstwagen im Wert von 40.000 Euro entspricht einem Gehaltsplus von etwa 5.000 Euro jährlich – steuerbegünstigt. Auch scheinbare Kleinigkeiten summieren sich: Ein Fortbildungsbudget von 3.000 Euro sind 3.000 Euro mehr Netto, da du diese Ausgaben nicht mehr selbst tragen musst.

Als Arzt ins Ausland - finanzielle Aspekte

Ein Auslandsaufenthalt erweitert den Horizont und kann finanziell lukrativ sein. In der Schweiz verdienst du als Assistenzärztin oder Assistenzarzt schnell das Doppelte wie in Deutschland. Doch Vorsicht vor Steuerfallen: Das Doppelbesteuerungsabkommen regelt, wo du Steuern zahlst. Erst bei mehr als 183 Tagen im Ausland wirst du dort steuerpflichtig.

Besonders wichtig: Kläre deine Rentenansprüche! Jahre im EU-Ausland werden meist angerechnet, bei Drittstaaten wird es kompliziert. Freiwillige Beiträge ins deutsche Versorgungswerk können sinnvoll sein, um Lücken zu vermeiden. Auch die Krankenversicherung braucht Aufmerksamkeit: Die deutsche PKV ruht oft während des Auslandsaufenthalts, die Rückkehr kann Probleme bereiten. Eine Anwartschaft sichert dir den nahtlosen Wiedereinstieg.

Fazit und Handlungsaufforderung

Finanzielle Bildung ist keine Raketenwissenschaft – sie erfordert nur den Willen, sich damit auseinanderzusetzen. Als Ärztin oder Arzt hast du beste Voraussetzungen für den Vermögensaufbau: hohes Einkommen, sicherer Job, gute Kreditwürdigkeit. Nutze diese Vorteile!

Deine To-dos für die nächsten 30 Tage:

  • Erstelle eine Übersicht deiner Einnahmen und Ausgaben.

  • Eröffne ein Tagesgeldkonto für deinen Notgroschen und richte einen Sparplan ein.

  • Prüfe deine Versicherungen – hast du eine BU?

  • Ist die Berufshaftpflicht aktuell?

  • Starte einen ETF-Sparplan mit einem Betrag, der nicht wehtut – 200 Euro reichen für den Anfang.

Und das Wichtigste: Fange an! Jeder Tag, den du wartest, kostet dich bares Geld durch entgangene Zinsen und Zinseszinsen. Der Weg zur finanziellen Freiheit ist ein Marathon, kein Sprint. Mit dem Wissen aus diesem Leitfaden hast du das Rüstzeug für die ersten Kilometer.

Weitere Ressourcen findest du auch im Finanzskalpell® Circle. Deine finanzielle Zukunft liegt in deinen Händen – gestalte sie aktiv!

Newsletter und kostenloses E-Book

Finanzskalpell® Immobilienvisite: Die 5 besten Strategien für Ärztinnen und Ärzte

Der Präzisionsblog zu den Themen Finanzen, Investieren, Praxisführung und Karriere