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Gehaltsverhandlung als Ärztin oder Arzt - So holst du das Optimum raus
Lesedauer: 14 Minuten
01.08.2025
Darum geht's
Das Medizinstudium ist geschafft, die Facharztausbildung läuft oder ist bereits abgeschlossen – und trotzdem bleibt bei vielen Ärztinnen und Ärzten das ungute Gefühl, finanziell nicht das zu erreichen, was möglich wäre. Der Mythos vom automatisch hohen Arztgehalt hält sich hartnäckig in der Gesellschaft, doch die Realität sieht oft anders aus. Während manche Kolleginnen und Kollegen tatsächlich sehr gut verdienen, schöpfen viele ihr Gehaltspotenzial bei weitem nicht aus.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Im Medizinstudium lernen wir alles über Anatomie, Pathologie und Therapieverfahren, aber nichts über Verhandlungsführung oder den eigenen Marktwert. Viele von uns haben Hemmungen, über Geld zu sprechen, oder glauben, dass gute Leistung automatisch zu besserer Bezahlung führt. Die Wahrheit ist: Ohne aktive Gehaltsverhandlung verschenkst du Jahr für Jahr bares Geld.
In diesem Artikel erfährst du, wie du deine nächste Gehaltsverhandlung strategisch angehst, welche Fehler du vermeiden solltest und wie du nicht nur beim Grundgehalt, sondern auch bei Zusatzleistungen das Maximum herausholst. Egal ob du gerade erst in den Beruf einsteigst oder bereits langjährige Erfahrung mitbringst – mit der richtigen Vorbereitung und Taktik kannst du deine finanzielle Situation in vielen Fällen deutlich verbessern.
Ausgangslage verstehen - Dein Marktwert als Ärztin oder Arzt
Faktoren, die dein Gehalt beeinflussen
Bevor du in eine Gehaltsverhandlung gehst, musst du verstehen, welche Faktoren deinen Marktwert bestimmen. Die Fachrichtung spielt dabei logischerweise eine zentrale Rolle: Während Radiologinnen und Augenärzte traditionell zu den Spitzenverdienern gehören, liegen Kinderärzte und Psychiaterinnen oft im unteren Bereich der Gehaltsskala. Doch auch innerhalb einer Fachrichtung gibt es erhebliche Unterschiede.
Deine Berufserfahrung ist der zweithäufigste Gehaltsfaktor. Mit jedem Jahr Erfahrung steigt nicht nur deine fachliche Kompetenz, sondern auch dein Wert für den Arbeitgeber. Zusatzqualifikationen wie spezielle Untersuchungstechniken, Operationsverfahren oder Managementkenntnisse können dein Gehalt zusätzlich nach oben treiben.
Die geografische Lage hat ebenfalls einen gewissen Einfluss: In unterversorgten ländlichen Regionen kannst du oft höhere Gehälter aushandeln als in Ballungszentren, wo die Konkurrenz größer ist. Auch die Art der Einrichtung macht einen Unterschied: Universitätskliniken zahlen oft nach Tarif, während private Klinikketten und vor allem Praxen deutlich flexibler in der Gehaltsgestaltung sind.
Aktuelle Gehaltsspannen richtig einordnen
Um deinen Marktwert realistisch einzuschätzen, brauchst du verlässliche Vergleichsdaten. Diese findest du beispielsweise in unserem Ärzte Gehälter Report oder auch bei Gehaltsvergleichsportalen wie z.B. Gehalt.de. Auch der Marburger Bund veröffentlicht regelmäßig Gehaltsstatistiken, die einen guten Überblick bieten. Wichtig ist dabei, zwischen tariflichen und außertariflichen Gehältern zu unterscheiden.
In kommunalen Krankenhäusern gilt meist der TV-Ärzte/VKA, an Unikliniken der TV-Ärzte/TdL. Diese Tarifverträge definieren Mindestgehälter, die sich nach Berufsjahren staffeln. Als Assistenzarzt startest du typischerweise mit etwa 4.600 bis 4.800 Euro brutto, als Facharzt sind es rund 6.200 Euro. Oberärzte liegen bei etwa 8.000 Euro. Doch Vorsicht: Das sind nur die Grundgehälter ohne Dienste und Zulagen.
Außertarifliche Verträge bieten deutlich mehr Spielraum. Hier sind für Fachärzte Gehälter von 90.000 bis 150.000 Euro Jahresbrutto keine Seltenheit, abhängig von Fachrichtung und Verhandlungsgeschick. Vergiss dabei nie mögliche Zusatzleistungen: Dienstwagen, Fortbildungsbudget, betriebliche Altersvorsorge und Bonuszahlungen können den Gesamtwert deines Vertrags erheblich steigern.
Ein scheinbar niedrigeres Grundgehalt kann durch großzügige Zusatzleistungen am Ende attraktiver sein als ein höheres Fixgehalt ohne Benefits.
Die perfekte Vorbereitung - Deine Verhandlungsstrategie
Deine Leistungsbilanz dokumentieren
Der wichtigste Baustein für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung ist eine lückenlose Dokumentation deiner Leistungen. Führe ein Erfolgstagebuch, in dem du besondere Behandlungserfolge, überdurchschnittliche Patientenzahlen oder positive Rückmeldungen festhältst. Notiere dir auch, wenn du zusätzliche Aufgaben übernommen hast, etwa die Einarbeitung neuer Kollegen oder die Leitung von Qualitätszirkeln.
Besonders wertvoll sind quantifizierbare Erfolge: Hast du die Wartezeiten in deiner Abteilung reduziert? Die Patientenzufriedenheit oder den Umsatz gesteigert? Neue Behandlungsmethoden eingeführt, die zu besseren Ergebnissen oder Kosteneinsparungen geführt haben? Solche konkreten Zahlen sind in der Verhandlung Gold wert.
Vergiss auch deine Fortbildungen nicht. Jede Zusatzqualifikation und jede publizierte Studie erhöht deinen Wert. Erstelle eine übersichtliche Liste all deiner Qualifikationen und halte sie stets aktuell. So hast du in der Verhandlung alle Argumente parat.
Die Recherche - Know your Numbers
Ohne gründliche Recherche gehst du mit verbundenen Augen in die Verhandlung. Informiere dich über die branchenüblichen Gehälter in deiner Position, deiner Region und deiner Fachrichtung. Nutze dafür nicht nur offizielle Statistiken, sondern auch dein Netzwerk. Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen auf Kongressen oder z.B. auch in unserem Finanzskalpell® Circle können dir wertvolle Einblicke geben.
Recherchiere auch die finanzielle Situation deines Arbeitgebers. Expandiert die Klinik gerade? Wurden neue Abteilungen eröffnet? Oder gab es kürzlich Sparmaßnahmen? Diese Informationen findest du oft in Geschäftsberichten, Pressemitteilungen oder durch aufmerksames Zuhören im Klinik- oder Praxisalltag. Ein Arbeitgeber, der gerade Rekordgewinne vermeldet, hat wenig Argumente gegen eine Gehaltserhöhung.
Besonders mächtig in der Gehaltsverhandlung sind alternative Jobangebote. Selbst wenn du nicht wechseln willst, kann es sich lohnen, Bewerbungsgespräche zu führen. Ein konkretes Angebot einer anderen Klinik oder Praxis ist das stärkste Argument in jeder Verhandlung. Aber Vorsicht: Bluffe niemals mit erfundenen Angeboten – das kann nach hinten losgehen.
Deine Verhandlungsziele definieren
Bevor du in die Verhandlung gehst, musst du deine Ziele glasklar definieren. Lege drei Zahlen fest: Dein Minimalziel (unter das du auf keinen Fall gehst), dein realistisches Wunschgehalt und dein Maximalziel für den Fall, dass alles perfekt läuft. Diese Spanne sollte auf deiner Recherche basieren und etwa 20-30% umfassen.
Denke aber über das reine Gehalt hinaus. Vielleicht ist dir ein zusätzlicher Fortbildungstag pro Monat wichtiger als 200 Euro mehr Gehalt? Oder du möchtest lieber z.B. eine Bahncard 100 als eine Gehaltserhöhung? Liste alle für dich wichtigen Verhandlungspunkte auf und priorisiere sie.
Entwickle auch einen Plan B. Was machst du, wenn dein Arbeitgeber ablehnt? Bist du bereit zu kündigen? Oder versuchst du es in sechs Monaten erneut? Je klarer deine Alternativen sind, desto selbstbewusster kannst du verhandeln. Aber sei realistisch: Eine Kündigung sollte immer die letzte Option sein und gut durchdacht werden.
Der richtige Zeitpunkt für die Gehaltsverhandlung
Klassische Anlässe nutzen
Es gibt Zeitpunkte, an denen Gehaltsverhandlungen natürlich und erwartet sind. Ein günstiger Zeitpunkt ist die Beförderung oder Übernahme neuer Aufgaben. Wirst du von der Assistenz- zur Fachärztin? Übernimmst du die Leitung einer Station oder Sprechstunde? Dann ist eine Gehaltsanpassung mehr als gerechtfertigt. Warte nicht darauf, dass dein Chef von selbst kommt – ergreife die Initiative.
Auch nach außergewöhnlichen Erfolgen solltest du das Momentum nutzen. Hast du ein wichtiges Projekt erfolgreich abgeschlossen? Eine neue Behandlungsmethode etabliert? Oder besonders positive Patientenbewertungen erhalten? Dann ist der Zeitpunkt günstig, um über deine Vergütung zu sprechen.
Den Zeitpunkt strategisch wählen
Neben den offensichtlichen Anlässen gibt es strategische Überlegungen zum Timing. Informiere dich über die Budgetplanungen deines Arbeitgebers. In vielen Kliniken wird das Budget für das kommende Jahr im Herbst geplant. Wenn du im November verhandelst, ist oft mehr Spielraum vorhanden als im Februar, wenn die Budgets bereits verteilt sind.
Personelle Engpässe können deine Verhandlungsposition stärken. Haben gerade mehrere Kollegen gekündigt? Ist die Abteilung unterbesetzt? Dann weiß dein Arbeitgeber, dass er sich einen weiteren Abgang nicht leisten kann. Nutze solche Situationen, aber übertreibe es nicht – Erpressung kommt nie gut an.
Achte auch auf deine persönliche Verfassung. Nach einem anstrengenden Nachtdienst oder während einer stressigen Phase bist du nicht in Bestform für eine wichtige Verhandlung. Wähle einen Zeitpunkt, an dem du ausgeruht, vorbereitet und selbstbewusst auftreten kannst.
Die Verhandlung führen - Psychologie und Taktik
Das Gespräch eröffnen
Der Einstieg in die Gehaltsverhandlung setzt oft den Ton für das gesamte Gespräch. Vermeide schwammige Formulierungen wie "Ich wollte mal über mein Gehalt sprechen". Sei stattdessen klar und professionell: "Ich möchte gerne über meine Gehaltsentwicklung und meine Perspektiven in der Klinik sprechen."
Beginne mit deinen Leistungen und Erfolgen. Präsentiere die Fakten, die du in deiner Vorbereitung gesammelt hast. Aber Vorsicht: Es geht nicht darum, anzugeben, sondern sachlich darzulegen, welchen Wert du für die Klinik oder Praxis hast. Verwende konkrete Beispiele und Zahlen, wo immer möglich.
Die Frage, wer die erste Zahl nennt, ist umstritten. Grundsätzlich gilt: Wer zuerst eine Zahl nennt, setzt den Anker für die Verhandlung. Wenn du gut recherchiert hast und selbstbewusst bist, nenne ruhig deine Gehaltsvorstellung. Liegt diese über dem, was dein Gegenüber im Kopf hatte, verschiebt sich die gesamte Verhandlung nach oben. Bist du unsicher, kannst du auch erst einmal fragen: "Wie sehen Sie denn meine Gehaltsentwicklung?"
Verhandlungstechniken für Ärztinnen und Ärzte
Das Anker-Prinzip ist eine der wichtigsten Verhandlungstechniken. Wenn du 10% mehr Gehalt willst, fordere 15-20%. So hast du Verhandlungsspielraum nach unten und landest trotzdem bei deinem Ziel. Aber übertreibe es nicht – unrealistische Forderungen machen dich unglaubwürdig.
Mit Einwänden musst du souverän umgehen können. "Das Budget gibt nicht mehr her" ist kein Totschlagargument. Antworte ruhig: "Ich verstehe die budgetären Zwänge. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie wir trotzdem eine für beide Seiten faire Lösung finden können. Vielleicht gibt es Möglichkeiten bei den Zusatzleistungen?"
Unterschätze niemals die Macht der Stille. Wenn dein Gegenüber ein Angebot macht, das unter deinen Vorstellungen liegt, musst du nicht sofort antworten. Lass die Stille wirken. Oft verbessert dein Verhandlungspartner sein Angebot von selbst, nur um die unangenehme Stille zu beenden. Zähle innerlich bis zehn, bevor du reagierst.
Typische Killerphrasen kontern
"Das Budget gibt nicht mehr her" hörst du in fast jeder Verhandlung. Deine Antwort könnte hier lauten: "Ich verstehe, dass Sie mit begrenzten Mitteln wirtschaften müssen. Gleichzeitig leiste ich überdurchschnittliche Arbeit, die der Klinik zugutekommt. Welchen Spielraum sehen Sie denn für eine angemessene Vergütung meiner Leistung?" Oft gibt es dann doch noch Möglichkeiten.
"Sie verdienen doch schon überdurchschnittlich" ist ein beliebter Einwand. Kontere mit Fakten: "Im Vergleich zu welcher Gruppe? Nach meiner Recherche liegt mein Gehalt für einen Facharzt mit meiner Erfahrung und in dieser Region eher im unteren Mittelfeld. Hier sind die konkreten Vergleichszahlen..."
"Andere würden sich über Ihr Gehalt freuen" ist ein Totschlagargument, das dich emotional treffen soll. Bleib sachlich: "Das mag sein, aber wir sprechen hier über meine Leistung und meinen Wert für diese Klinik. Ich bin überzeugt, dass meine Arbeit eine angemessene Vergütung verdient. Lassen Sie uns konstruktiv darüber sprechen."
Über das Grundgehalt hinaus denken
Zusatzleistungen verhandeln
Oft ist beim Grundgehalt weniger Spielraum als bei den Zusatzleistungen. Ein großzügiges Fortbildungsbudget kann über die Jahre einen enormen Wert darstellen. Verhandle nicht nur über die Höhe, sondern auch über die Verwendung: Dürfen auch internationale Kongresse besucht werden? Werden Reisekosten übernommen? Wie viele Fortbildungstage stehen dir zu?
Ein Dienstwagen oder eine Mobilitätspauschale kann dein Nettogehalt deutlich erhöhen. Selbst wenn du keinen Firmenwagen brauchst, kann eine monatliche Pauschale für öffentliche Verkehrsmittel oder ein Zuschuss zum privaten PKW attraktiv sein. Bedenke auch die steuerlichen Vorteile solcher Sachleistungen.
Die betriebliche Altersvorsorge wird oft unterschätzt. Ein Arbeitgeberzuschuss von nur 200 Euro monatlich summiert sich über die Jahre zu einem beachtlichen Vermögen..
Flexible Arbeitszeiten werden immer wichtiger. Vielleicht möchtest du deine Dienste so legen können, dass du mehr Zeit für Familie oder Fortbildungen hast? Solche Regelungen können deine Lebensqualität enorm steigern. Auch eine Reduktion der Arbeitszeit beispielsweise auf eine 4-Tage-Woche kann die Lebensqualität erhöhen und kann bei gleichbleibendem Gehalt eine signifikante Steigerung deines Stundenlohns bedeuten.
Variable Vergütungsbestandteile
Bonussysteme sind in der Medizin relativ weit verbreitet, aber oft intransparent. Lass dir genau erklären, wie der Bonus berechnet wird. Sind die Ziele realistisch erreichbar? Hast du Einfluss auf die relevanten Kennzahlen? Ein Bonus, der praktisch nie ausgezahlt wird, ist wertlos.
In der ambulanten Versorgung sind auch Poolbeteiligungen üblich. Hier erhältst du einen prozentualen Anteil am Gewinn der Praxis. Achte darauf, wie der Pool berechnet wird. Werden erst alle möglichen Kosten abgezogen? Wie transparent ist die Abrechnung? Bestehe auf klare, schriftliche Regelungen.
Umsatzbeteiligungen können sehr lukrativ sein, bergen aber auch Risiken. Wenn dein Gehalt stark vom Umsatz abhängt, kann das zu Fehlanreizen führen. Eine gesunde Mischung aus Fixgehalt und variabler Vergütung bietet Sicherheit und Motivation gleichermaßen. Als Faustregel gilt: Mindestens 70% deines Einkommens sollten fix sein.
Spezielle Situationen meistern
Als Berufseinsteiger verhandeln
Als Berufsanfänger hast du naturgemäß eine schwächere Verhandlungsposition. Trotzdem solltest du nicht jeden erstbesten Vertrag unterschreiben. Informiere dich über die üblichen Einstiegsgehälter in deiner Region und Fachrichtung. Auch wenn der Spielraum beim Grundgehalt gering ist, kannst du oft bei den Rahmenbedingungen punkten.
Fokussiere dich auf Entwicklungsperspektiven:
Wann ist die erste Gehaltserhöhung vorgesehen?
Gibt es einen strukturierten Karriereplan?
Werden Fortbildungen gefördert?
Ein etwas niedrigeres Einstiegsgehalt kann sich lohnen, wenn dafür die langfristigen Perspektiven stimmen.
Sieh deine erste Gehaltsverhandlung als Übung. Du wirst nicht alles erreichen können, was du dir wünschst, aber du sammelst wertvolle Erfahrungen. Notiere dir nach dem Gespräch, was gut lief und was du beim nächsten Mal vielleicht anders machen würdest. Diese Reflexion macht dich für zukünftige Verhandlungen stärker.
Der Wechsel zwischen Sektoren
Der Wechsel von der Klinik in die Niederlassung oder umgekehrt bietet oft die Chance auf deutliche Gehaltssprünge. Die Vergütungssysteme unterscheiden sich fundamental: Während in der Klinik meist Festgehälter gezahlt werden, sind in der Praxis variable Vergütungsmodelle deutlich gängiger. Lass dich aber nicht von hohen Umsatzbeteiligungen blenden – rechne genau nach, was unterm Strich übrig bleibt.
Beim Wechsel von einer Klinik mit öffentlichem Träger in die Privatwirtschaft kannst du oft 20-30% mehr Gehalt aushandeln. Aber Vorsicht: Vergleiche immer das Gesamtpaket inklusive Arbeitsplatzsicherheit und Work-Life-Balance.
Sei realistisch bei Gehaltssprüngen. Ein Wechsel rechtfertigt meist 10-20% mehr Gehalt, in Ausnahmefällen auch 30%. Forderungen von 50% oder mehr wirken unseriös, es sei denn, du wechselst in eine deutlich höhere Position oder eine andere Fachrichtung mit besserer Vergütung.
Verhandeln als Frau in der Medizin
Der Gender Pay Gap existiert leider auch in der Medizin. Studien zeigen, dass Ärztinnen im Schnitt weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen – bei gleicher Qualifikation und Leistung. Als Frau musst du daher besonders gut vorbereitet und selbstbewusst in Verhandlungen gehen.
Selbstbewusstes Auftreten ist entscheidend. Manche Frauen neigen dazu, ihre Leistungen eher kleinzureden oder sich für Gehaltsforderungen zu entschuldigen. Tu das nicht! Deine Arbeit hat einen Wert, und es ist völlig legitim, dafür eine angemessene Bezahlung zu fordern.
Nutze Netzwerke wie den Deutschen Ärztinnenbund oder lokale Ärztinnen-Stammtische. Der Austausch mit anderen Frauen in ähnlichen Positionen gibt dir wertvolle Einblicke und stärkt dein Selbstbewusstsein. Gemeinsam könnt ihr Gehaltstransparenz schaffen und euch gegenseitig unterstützen.
Nach der Verhandlung - Die Umsetzung sichern
Die Verhandlung ist geschafft, ihr habt euch geeinigt – jetzt bloß nicht nachlässig werden! Vereinbarungen müssen schriftlich fixiert werden. Bestehe auf einem Vertragsanhang oder zumindest einem unterschriebenen Gesprächsprotokoll. Mündliche Zusagen sind im Streitfall wertlos. Achte darauf, dass alle besprochenen Punkte aufgeführt sind: Grundgehalt, Zusatzleistungen, variable Bestandteile und vor allem das Datum, ab wann die neuen Konditionen gelten.
Clever ist es, Nachverhandlungsklauseln einzubauen. Vereinbare zum Beispiel, dass ihr in einem Jahr erneut über das Gehalt sprecht, wenn bestimmte Ziele erreicht wurden. Oder sichere dir zu, dass dein Gehalt automatisch angepasst wird, wenn du zusätzliche Qualifikationen erwirbst. Solche Klauseln ersparen dir später mühsame Neuverhandlungen.
Beginne sofort mit der Vorbereitung der nächsten Verhandlung. Führe weiter dein Erfolgsjournal, sammle Argumente und beobachte die Gehaltsentwicklung in deinem Umfeld. Gehaltsverhandlungen sind kein einmaliges Ereignis, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wer regelmäßig verhandelt, optimiert sein Lebenseinkommen deutlich stärker als jemand, der sich mit dem Status quo zufriedengibt.
Fazit: Dein Weg zum optimalen Gehalt
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für deine Gehaltsverhandlung sind Vorbereitung, Selbstbewusstsein und Ausdauer. Kenne deinen Marktwert, dokumentiere deine Leistungen und gehe mit klaren Zielen in die Verhandlung. Denke über das Grundgehalt hinaus und nutze die vielfältigen Möglichkeiten bei Zusatzleistungen und Benefits.
Mut zur Verhandlung zu entwickeln ist ein Prozess. Die erste Verhandlung mag sich unangenehm anfühlen, aber mit jeder weiteren wirst du sicherer. Denk daran: Dein Arbeitgeber erwartet, dass du über dein Gehalt verhandelst. Es ist ein normaler geschäftlicher Vorgang, keine persönliche Konfrontation. Wer nicht fragt, bekommt auch nichts.
Behalte immer deine langfristige Gehaltsentwicklung im Blick. Eine Gehaltserhöhung von 5% mag wenig erscheinen, aber über die Jahre summiert sich der Effekt enorm. Wer alle zwei bis drei Jahre erfolgreich verhandelt, kann sein Lebenseinkommen um mehrere Hunderttausend Euro steigern. Das ist es wert, die Komfortzone zu verlassen und für die eigenen Interessen einzustehen. Deine Arbeit als Ärztin oder Arzt ist wertvoll – sorge dafür, dass sie auch entsprechend vergütet wird!
Häufig gestellte Fragen zum Thema Gehaltsverhandlung
Was mache ich, wenn mein Chef die Gehaltsverhandlung immer wieder verschiebt?
Hartnäckigkeit ist hier gefragt, aber mit System. Vereinbare schriftlich per E-Mail einen konkreten Termin für das Gehaltsgespräch und formuliere klar, worum es geht. Wird der Termin verschoben, schlage sofort einen Alternativtermin vor.
Nach der dritten Verschiebung kannst du deutlicher werden: "Mir ist aufgefallen, dass unser Gespräch über meine Gehaltsentwicklung nun schon mehrfach verschoben wurde. Das Thema ist mir wichtig. Können wir verbindlich den [Datum] festhalten?"
Dokumentiere alle Versuche. Falls dein direkter Vorgesetzter das Gespräch weiter hinauszögert, kannst du dich auch an die Personalabteilung oder die nächsthöhere Führungsebene wenden.
Sollte ich mit Kündigung drohen, um mehr Gehalt zu bekommen?
Eine Kündigungsdrohung sollte niemals leichtfertig ausgesprochen werden. Sie ist das schärfste Schwert in der Verhandlung und kann nur einmal gezogen werden. Drohe nur mit Kündigung, wenn du wirklich bereit bist zu gehen und idealerweise bereits eine Alternative in der Tasche hast.
Eine leere Drohung zerstört deine Glaubwürdigkeit nachhaltig. Besser ist es, von "anderen interessanten Optionen" zu sprechen oder zu erwähnen, dass du "regelmäßig Anfragen" erhältst. Das signalisiert deinen Marktwert, ohne die Beziehung zu belasten.
Wie gehe ich damit um, wenn Kollegen mehr verdienen als ich?
Das Wissen um Gehaltsunterschiede kann frustrierend sein, ist aber auch eine Chance. Nutze diese Information als Argument: "Mir ist bekannt, dass vergleichbare Positionen in unserer Abteilung mit X Euro vergütet werden. Basierend auf meiner Leistung und Erfahrung halte ich eine Angleichung für gerechtfertigt."
Vermeide es, einzelne Kollegen namentlich zu nennen. Falls dein Chef behauptet, alle würden gleich verdienen, kannst du auf "marktübliche Gehälter" oder "branchenübliche Vergütungen" verweisen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die erste Gehaltserhöhung nach einem Jobwechsel?
Nach einem Jobwechsel solltest du mindestens 12 Monate warten, bevor du über eine Gehaltserhöhung sprichst. In dieser Zeit musst du beweisen, dass du die Erwartungen erfüllst oder übertriffst. Eine Ausnahme gilt, wenn sich dein Aufgabenbereich wirklich substantiell erweitert hat oder du zusätzliche Verantwortung übernommen hast.
Dann kannst du auch früher das Gespräch suchen. Wichtig: Beim Jobwechsel solltest du bereits so verhandeln, dass du die ersten 1-2 Jahre zufrieden bist.
Wie verhandle ich, wenn ich in Teilzeit arbeite?
Bei Teilzeitarbeit wird das Gehalt grundsätzlich anteilig berechnet. Achte darauf, dass alle Gehaltsbestandteile fair umgerechnet werden. Manche Zusatzleistungen wie Fortbildungsbudgets sollten nicht gekürzt werden, da dein Fortbildungsbedarf unabhängig von der Arbeitszeit besteht.
Argumentiere mit deiner Effizienz: Oft leisten Teilzeitkräfte pro Stunde mehr als Vollzeitkräfte. Wenn du regelmäßig Überstunden machst oder in deiner Teilzeit das Pensum einer Vollzeitstelle bewältigst, ist das ein starkes Argument für eine überproportionale Gehaltsanpassung.
Zusätzliche Ressourcen zur Vorbereitung auf die Gehaltsverhandlung
Wenn du deine Verhandlungsfähigkeiten weiter schärfen und dich noch umfassender informieren möchtest, sind hier einige Ressourcen und Literaturhinweise, die wir dir ans Herz legen möchten:
Buchempfehlungen und Kurse
Geheime Tricks für mehr Gehalt: Ein Chef verrät, wie Sie Ihren Chef überzeugen* von Martin Wehrle bietet tiefgreifende Einblicke in die Welt der Gehaltsverhandlungen.
Kompromisslos verhandeln: Die Strategien und Methoden des Verhandlungsführers des FBI* von Chris Voss
Online-Kurse auf Plattformen wie Udemy oder Coursera bieten spezielle Trainings zu Verhandlungstechniken an.
Gemeinsam zu besseren Finanzen - Der Finanzskalpell Circle
Die Gehaltsverhandlung ist nur ein Baustein deiner finanziellen Zukunft als Ärztin oder Arzt. Viele von uns haben nie gelernt, wie wir unser hart verdientes Geld optimal anlegen, Steuern sparen oder für das Alter vorsorgen können. Genau hier setzt der Finanzskalpell Circle an – unsere Community, in der sich Ärztinnen und Ärzte zu allen Finanzthemen austauschen und voneinander lernen.
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