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Kassenärztliche Praxis oder reine Privatpraxis gründen?

Schild mit der Aufschrift Privat als Symbol für eine Privatpraxis
Schild mit der Aufschrift Privat als Symbol für eine Privatpraxis
Schild mit der Aufschrift Privat als Symbol für eine Privatpraxis

Lesedauer: 11 Minuten

10.10.2025

Darum geht's

Die Entscheidung zwischen einer kassenärztlichen Praxis und einer reinen Privatpraxis gehört zu den wichtigsten Weichenstellungen deiner ärztlichen Karriere. Diese Wahl beeinflusst dein Einkommen, deinen gesamten Arbeitsalltag, deine therapeutische Freiheit und dein unternehmerisches Risiko. Während die kassenärztliche Praxis dir Zugang zu einem breiten Patientenstamm und planbare Einnahmen bietet, verspricht die Privatpraxis mehr Honorar pro Patient und größere Gestaltungsfreiheit. Doch welches Modell passt besser zu dir und deinen beruflichen Zielen?

In diesem Artikel beleuchten wir beide Wege umfassend und helfen dir, eine realistische Entscheidung zu treffen. Du erfährst, wie die Abrechnung jeweils funktioniert, welche finanziellen Unterschiede dich erwarten und welche organisatorischen Besonderheiten die beiden Praxisformen mit sich bringen. Am Ende wirst du die Vor- und Nachteile beider Modelle kennen und besser einschätzen können, welcher Weg zu deiner persönlichen Situation passt.

Die kassenärztliche Praxis – Versorgungsauftrag mit Sicherheit

Praxen mit Kassenzulassung bilden das Rückgrat der medizinischen Versorgung in Deutschland. Als Vertragsärztin oder Vertragsarzt übernimmst du die ambulante Behandlung gesetzlich versicherter Patientinnen und Patienten und bist damit Teil eines Systems, das etwa 90 Prozent der Bevölkerung medizinisch versorgt.

Wie funktioniert die Abrechnung über die Kassenärztliche Vereinigung?

In der kassenärztlichen Praxis rechnest du deine Leistungen nicht direkt mit den Patientinnen und Patienten ab, sondern über die Kassenärztliche Vereinigung (KV). Grundlage hierfür ist der Einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM), der für jede ärztliche Leistung einen bestimmten Punktwert festlegt. Diese Punkte werden quartalsweise mit einem Punktwert multipliziert, der je nach Region und Fachgruppe variiert.

Die KV sammelt alle Abrechnungen, prüft sie auf Plausibilität und verteilt dann die von den Krankenkassen erhaltene Gesamtvergütung an die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte. Dabei gibt es Budgetierungen für bestimmte Leistungsbereiche. Das bedeutet, dass der Punktwert sinkt, wenn das regionale Gesamtbudget überschritten wird. Du kannst also theoretisch mehr Leistungen erbringen, erhältst dafür aber möglicherweise weniger Vergütung pro Leistung.

Für die korrekte Abrechnung ist es essentiell, die aktuellen EBM-Ziffern und deren Auslegung genau zu kennen. Ein aktueller EBM-Kommentar* gehört daher zur Grundausstattung jeder Kassenpraxis und hilft dir, Regresse zu vermeiden und deine Abrechnungen rechtssicher zu gestalten.

Die wichtigsten Vorteile der Kassenzulassung

Der größte Vorteil einer kassenärztlichen Praxis liegt in der Planungssicherheit. Du hast von Beginn an Zugang zu einem großen Patientenstamm, da etwa 73 Millionen Menschen in Deutschland gesetzlich versichert sind. Du musst nicht erst mühsam einen Patientenkreis aufbauen, sondern kannst dich auf die medizinische Versorgung konzentrieren.

Die Einnahmen sind durch das quartalsweise Abrechnungssystem relativ vorhersehbar und stabil. Auch wenn es saisonale Schwankungen gibt, weißt du ungefähr, mit welchem monatlichen Umsatz du rechnen kannst. Das erleichtert die Finanzplanung erheblich und gibt dir gerade in der Anfangsphase deiner Selbstständigkeit Sicherheit bei der Liquiditätsplanung.

Zudem erfüllst du einen gesellschaftlichen Versorgungsauftrag. Du behandelst Menschen unabhängig von ihrer finanziellen Situation und trägst zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung bei. Für viele Ärztinnen und Ärzte ist diese soziale Komponente ein wichtiger Aspekt ihrer beruflichen Identität.

Herausforderungen im Kassenarztsystem

Die Kehrseite der Kassenzulassung zeigt sich vor allem in der Budgetierung und Vergütungsdeckelung. Viele Leistungen unterliegen Mengenbegrenzungen, sodass du ab einem bestimmten Punkt für weitere erbrachte Leistungen deutlich weniger oder gar nicht mehr vergütet wirst. Das führt zu dem paradoxen Effekt, dass du ab einem bestimmten Punkt wirtschaftlich bestraft wirst, wenn du mehr arbeitest.

Der administrative Aufwand ist ebenfalls höher als in einer reinen Privatpraxis. Die Abrechnung nach EBM ist komplex, die Dokumentationspflichten sind umfangreich und die Gefahr von Regressen ist real. Du musst ständig prüfen, ob deine Abrechnungen plausibel sind und den Richtlinien entsprechen. Wirtschaftlichkeitsprüfungen durch die KV können nachträglich zu Rückforderungen führen.

Hinzu kommt eine gewisse Einschränkung der therapeutischen Freiheit. Nicht alle Behandlungsmethoden werden von den Kassen übernommen, und für bestimmte Leistungen benötigst du spezielle Genehmigungen. Die Zeit pro Patient ist oft knapp bemessen, wenn du wirtschaftlich arbeiten willst, was zu dem bekannten Phänomen der "Fünf-Minuten-Medizin" führen kann.

Wir empfehlen dir, dich frühzeitig mit Praxismanagement und den kaufmännischen Aspekten der Niederlassung auseinanderzusetzen. Bewährte Handbücher zum Praxismanagement* helfen dir, von Anfang an Strukturen aufzubauen, die dich vor kostspieligen Fehlern schützen.

Die reine Privatpraxis – Unternehmerische Freiheit mit Eigenverantwortung

Die reine Privatpraxis behandelt ausschließlich Privatpatientinnen und Privatpatienten sowie Selbstzahlende. Du bist nicht an die Kassenärztliche Vereinigung gebunden und benötigst keine Kassenzulassung. Das eröffnet dir andere Möglichkeiten, bringt aber auch spezifische Herausforderungen mit sich.

So funktioniert die Abrechnung nach GOÄ

In der Privatpraxis rechnest du nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ab. Diese legt für jede ärztliche Leistung einen Gebührensatz fest, den du mit einem Steigerungsfaktor multiplizierst. Der einfache Satz gilt als Mindestsatz, der 2,3-fache Satz ist bei durchschnittlichem Schwierigkeitsgrad üblich, und bei besonders aufwändigen Behandlungen kannst du bis zum 3,5-fachen Satz abrechnen.

Die Wahl des richtigen Steigerungsfaktors und die Begründung bei erhöhten Sätzen erfordern Erfahrung und Kenntnis der aktuellen Rechtsprechung. Ein fundierter GOÄ-Kommentar* unterstützt dich dabei, deine Leistungen angemessen zu bewerten und gegenüber den Versicherungen zu argumentieren, wenn Rechnungen gekürzt werden sollen.

Die Rechnung stellst du direkt an deine Patientinnen und Patienten, die diese dann bei ihrer privaten Krankenversicherung einreichen. Du erhältst dein Honorar also direkt von den Patientinnen und Patienten und nicht über eine vermittelnde Stelle wie die KV. Das bedeutet mehr Kontrolle über deine Einnahmen, aber auch das Risiko von Zahlungsausfällen.

Welche Vorteile bietet die Privatpraxis?

Das Honorarpotenzial ist in der Privatpraxis deutlich höher. Die GOÄ-Sätze liegen deutlich über den EBM-Punktwerten, und du kannst je nach Aufwand und Schwierigkeit den Steigerungsfaktor anpassen. Laut einer Analyse des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung liegt das durchschnittliche Honorar pro Behandlungsfall in der Privatpraxis etwa 2,5- bis 3-mal so hoch wie in der Kassenpraxis, wobei dies stark von der Fachrichtung abhängt.

Du kannst dir mehr Zeit für deine Patientinnen und Patienten nehmen, da du nicht unter dem Druck stehst, eine hohe Fallzahl abarbeiten zu müssen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Das ermöglicht eine intensivere Arzt-Patienten-Beziehung und oft auch eine bessere medizinische Versorgung. Viele Ärztinnen und Ärzte berichten, dass sie in der Privatpraxis die Medizin so ausüben können, wie sie es im Studium gelernt haben.

Die therapeutische Freiheit ist größer. Du kannst moderne Behandlungsmethoden anwenden, ohne prüfen zu müssen, ob die Krankenkasse diese bezahlt. Auch der Verwaltungsaufwand ist geringer, da du keine komplexen EBM-Abrechnungen erstellen und keine Wirtschaftlichkeitsprüfungen fürchten musst. Die Praxisgestaltung liegt vollständig in deiner Hand – vom Ambiente über die Ausstattung bis zur Terminplanung.

Die Kehrseite der Medaille: Risiken und Nachteile

Die größte Herausforderung der Privatpraxis ist die Patientenakquise. Anders als in der Kassenpraxis, wo der Patientenstrom quasi automatisch kommt, musst du aktiv dafür sorgen, dass Patientinnen und Patienten zu dir finden. Das erfordert Online-Marketing, Networking und den Aufbau eines guten Rufs. Gerade in der Anfangsphase kann es Monate dauern, bis die Praxis ausgelastet ist.

Der Patientenkreis ist eingeschränkt. Nur etwa 11 Prozent der Bevölkerung sind privat versichert. Hinzu kommen Selbstzahlende, aber insgesamt ist dein potenzieller Patientenstamm deutlich kleiner als in der Kassenpraxis. In ländlichen Regionen kann es besonders schwierig sein, genügend Privatpatientinnen und Privatpatienten zu gewinnen.

Die Privatpraxis erfordert abhängig von der Fachrichtung zuweilen ein höheres Startkapital, da Privatpatientinnen und Privatpatienten höhere Erwartungen an Ausstattung und Ambiente haben. Zudem musst du mit schwankenden Einnahmen rechnen, besonders in der Anlaufphase. Das Risiko von Zahlungsausfällen besteht, auch wenn es durch Inkassoanbieter minimiert werden kann. Du trägst das volle unternehmerische Risiko ohne das Sicherheitsnetz der garantierten KV-Abrechnung.

Vergleich aus finanzieller Hinsicht: Was verdienst du wirklich?

Die finanzielle Dimension ist für viele Ärztinnen und Ärzte ein entscheidendes Kriterium. Dabei geht es nicht nur um das potenzielle Einkommen, sondern auch um die Investitionskosten und langfristigen Perspektiven.

Investitionskosten beim Praxisstart

Bei der kassenärztlichen Praxis musst du in den meisten Fachbereichen einen Kassensitz erwerben, da die Anzahl der Kassensitze begrenzt ist. Die Kosten dafür variieren stark je nach Fachrichtung, Region und Versorgungsgrad. Laut Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung liegen die durchschnittlichen Kaufpreise für Hausarztpraxen zwischen 150.000 und 350.000 Euro, für spezialisierte Fachpraxen können sie deutlich höher liegen. In unterversorgten Gebieten kann die Niederlassung hingegen auch ohne Kassensitzkauf möglich sein.

Die Privatpraxis erfordert keinen Kassensitzkauf, dafür aber oft höhere Investitionen in Ausstattung und Räumlichkeiten. Privatpatientinnen und Privatpatienten erwarten wie bereits erwähnt ein ansprechendes Ambiente und moderne Technik. Die Gesamtinvestition für den Praxisstart liegt häufig zwischen 100.000 und 500.000 Euro (bei radiologischen Praxen noch deutlich höher), abhängig von Fachrichtung und Standort.

Beide Praxisformen erfordern zusätzlich Kapital für die Anlaufphase, in der die Einnahmen noch nicht die Kosten decken. Bei der Privatpraxis solltest du mit einer längeren Anlaufzeit von 12 bis 24 Monaten rechnen, während kassenärztliche Praxen oft schneller wirtschaftlich arbeiten.

Laufende Kosten und Einnahmenpotenzial

Die laufenden Kosten unterscheiden sich vor allem beim Personalaufwand. Kassenpraxen benötigen oft mehr Personal für die umfangreiche Dokumentation und Abrechnung, während Privatpraxen mit weniger, aber oft höher qualifiziertem Personal auskommen. Die Personalkosten machen in beiden Fällen typischerweise 25 bis 35 Prozent des Umsatzes aus.

Beim Einnahmenpotenzial zeigen sich deutliche Unterschiede, wie du unserem Ärzte Honorar Report entnehmen kannst.

Reine Privatpraxen erreichen bei guter Auslastung häufig höhere Reinerträge, da das Honorar pro Patient deutlich über dem der Kassenabrechnung liegt. Allerdings gibt es hier größere Schwankungen, und der Erfolg hängt stark von der Patientenakquise und dem Personal Branding ab. Eine gut gehende Privatpraxis kann durchaus Reinerträge von 300.000 Euro und mehr erzielen, das Risiko einer unzureichenden Auslastung ist aber auch höher.

Langfristige finanzielle Perspektiven

Die Rentabilität entwickelt sich in beiden Praxisformen unterschiedlich. Kassenpraxen erreichen meist schneller eine stabile Rentabilität, haben aber begrenzte Wachstumsmöglichkeiten durch die Budgetierung. Privatpraxen können ihr Einkommen durch Reputation und Patientenaufbau kontinuierlich steigern, ohne an Budgetgrenzen zu stoßen.

Beim Praxiswert zeigen sich interessante Unterschiede. Der Kassensitz hat einen eigenständigen Wert, der beim Verkauf realisiert werden kann. Der Wert einer Kassenpraxis ergibt sich aus dem Kassensitz plus dem Praxisinventar und dem Patientenstamm. Privatpraxen haben keinen Kassensitz zu verkaufen, können aber durch einen etablierten Namen und Patientenstamm ebenfalls einen erheblichen Verkaufswert erzielen, wenn auch mit größerer Unsicherheit.

Für die Altersvorsorge bedeutet das höhere Einkommen in der Privatpraxis potenziell mehr Spielraum für Rücklagen und Investitionen. Allerdings solltest du bedenken, dass die größere Einkommensschwankung auch eine sorgfältigere Finanzplanung erfordert.

Organisatorische Unterschiede im Praxisalltag

Die Entscheidung zwischen Kassen- und Privatpraxis beeinflusst deinen gesamten Arbeitsalltag über die reine Abrechnung hinaus.

Patientenmanagement und Terminplanung

In der kassenärztlichen Praxis ist die Patientenfrequenz typischerweise höher. Du behandelst mehr Patientinnen und Patienten pro Tag, was eine straffe Terminplanung erfordert. Viele Kassenpraxen arbeiten mit kurzen Terminintervallen von 10 bis 15 Minuten, um wirtschaftlich zu arbeiten. Offene Sprechstunden sind häufiger, was zu Wartezeiten führen kann.

Die Privatpraxis ermöglicht längere Termine von 30 Minuten oder mehr pro Patient. Die Terminplanung ist flexibler, und du kannst dir Zeit nehmen für ausführliche Gespräche und Untersuchungen. Das Bestellsystem ist die Regel, sodass Patientinnen und Patienten selten lange warten müssen. Diese höhere Servicequalität wird von Privatpatientinnen und Privatpatienten auch erwartet und ist ein wichtiger Faktor für die Patientenbindung.

Personalführung und Teamgröße

Die Teamgröße unterscheidet sich ebenfalls. Kassenpraxen beschäftigen häufig mehr Medizinische Fachangestellte, um die hohe Patientenzahl und den umfangreichen Verwaltungsaufwand zu bewältigen. Eine typische Hausarztpraxis hat drei bis fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

In der Privatpraxis ist das Team oft kleiner, aber die Anforderungen an die Qualifikation sind höher. Hier legst du Wert auf exzellenten Service und professionelles Auftreten. Viele Privatpraxen beschäftigen speziell geschultes Personal für die Privatabrechnung und das Praxismanagement. Die Gehaltsstrukturen liegen oft etwas höher als in Kassenpraxen, da du qualifiziertes Personal binden möchtest.

Welches Modell passt zu dir? Entscheidungskriterien für deine Praxisgründung

Die Wahl zwischen Kassen- und Privatpraxis ist hochgradig individuell und hängt von verschiedenen persönlichen Faktoren ab.

Deine Risikobereitschaft spielt eine zentrale Rolle. Wenn du Sicherheit schätzt und ein planbares Einkommen bevorzugst, spricht vieles für die Kassenpraxis. Bist du hingegen bereit, unternehmerisches Risiko zu tragen und schwankende Einnahmen in Kauf zu nehmen, kann die Privatpraxis der richtige Weg sein.

Die Fachrichtung ist ein weiterer wichtiger Faktor. Manche Fachbereiche eignen sich besser für eine Privatpraxis als andere. Ästhetische Medizin, Augenheilkunde mit refraktiver Chirurgie oder bestimmte Bereiche der Orthopädie haben traditionell einen hohen Privatpatientenanteil. Hausärzte oder Kinderärzte werden dagegen meist eher eine Kassenpraxis führen, da hier der Anteil gesetzlich Versicherter besonders hoch ist.

Der Standort macht einen großen Unterschied. In Großstädten mit hohem Privatpatientenanteil ist eine Privatpraxis leichter erfolgreich zu führen als in ländlichen Regionen. Informiere dich über den Anteil privat Versicherter in deiner Zielregion und prüfe die Konkurrenz.

Deine Arbeitsweise und Werte solltest du nicht unterschätzen. Wenn du dir Zeit für deine Patientinnen und Patienten nehmen und therapeutische Freiheit genießen möchtest, wird dich die Privatpraxis wahrscheinlich zufriedener machen. Ist dir der Versorgungsauftrag und die Behandlung aller Menschen wichtig, unabhängig von ihrer Versicherung, passt die Kassenpraxis besser zu dir.

Auch deine Lebensphase ist relevant. Junge Ärztinnen und Ärzte mit Familie und laufenden Krediten bevorzugen oft die Sicherheit der Kassenpraxis. Wer bereits Rücklagen gebildet hat und finanziell flexibler ist, kann das Risiko der Privatpraxis eher eingehen.

Der Mittelweg: Kassenarztpraxis mit hohem Privatanteil

Viele Ärztinnen und Ärzte entscheiden sich für einen Kompromiss: eine Praxis mit Kassenzulassung mit möglichst hohem Privatanteil. Hier behandelst du sowohl Kassen- als auch Privatpatientinnen und Privatpatienten, was einerseits finanzielle Sicherheit durch den Kassenstamm und andererseits zusätzliches Einkommenspotenzial durch Privatpatientinnen und Privatpatienten bietet.

Fazit

Die Entscheidung zwischen kassenärztlicher Praxis und reiner Privatpraxis ist keine Frage von richtig oder falsch, sondern eine Frage deiner persönlichen Prioritäten. Die Kassenpraxis bietet dir Sicherheit, einen breiten Patientenzugang und die Erfüllung eines gesellschaftlichen Versorgungsauftrags. Die Privatpraxis ermöglicht höhere Honorare, mehr Zeit für deine Patientinnen und Patienten und größere therapeutische Freiheit.

Wichtig ist, dass du dir über deine eigenen Werte, deine Risikobereitschaft und deine beruflichen Ziele im Klaren bist. Berücksichtige auch die Besonderheiten deiner Fachrichtung und deines geplanten Standorts. Eine gründliche Finanzplanung ist in beiden Fällen unerlässlich, denn sowohl Kassen- als auch Privatpraxis erfordern Investitionen und unternehmerisches Geschick.

Lass dich von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen beraten (Stichwort: Finanzskalpell® Circle), sprich mit Steuerberatern und triff dann die Entscheidung, die am besten zu dir und deiner Lebenssituation passt.

FAQ: Die häufigsten Fragen zu Kassen- vs. Privatpraxis

Kann ich später noch von einer Kassenpraxis zur Privatpraxis wechseln?

Ja, ein Wechsel ist grundsätzlich möglich. Du musst deinen Kassensitz bei der Kassenärztlichen Vereinigung zurückgeben, wobei Kündigungsfristen von mindestens einem Quartal gelten. Allerdings solltest du bedenken, dass der Neuaufbau einer Privatpraxis Zeit benötigt und du möglicherweise eine Übergangsphase mit geringeren Einnahmen einkalkulieren musst. Der umgekehrte Weg – von der Privatpraxis zur Kassenpraxis – ist schwieriger, da du erst einen verfügbaren Kassensitz finden musst.

Welche Fachrichtungen eignen sich besonders für eine reine Privatpraxis?

Besonders geeignet sind Fachrichtungen mit hohem Selbstzahleranteil oder vielen Privatpatientinnen und Privatpatienten. Dazu gehören die ästhetische Medizin und plastische Chirurgie, Teile der Augenheilkunde (insbesondere refraktive Chirurgie), bestimmte Bereiche der Orthopädie und Sportmedizin sowie Gynäkologie mit Schwerpunkt auf Wunschleistungen.

Auch Psychotherapie und Psychiatrie funktionieren oft gut als Privatpraxis. Hausarztmedizin und Pädiatrie eignen sich dagegen weniger, da hier der Anteil gesetzlich Versicherter besonders hoch ist.

Wie lange dauert es, bis eine Privatpraxis wirtschaftlich läuft?

Die Anlaufphase einer Privatpraxis dauert in der Regel 12 bis 24 Monate, manchmal auch länger. In dieser Zeit baust du deinen Patientenstamm auf und etablierst deinen Namen. Die Dauer hängt von verschiedenen Faktoren ab: deiner Fachrichtung, dem Standort, deinem Netzwerk, deinem Marketing und deiner Reputation.

Gerade wenn du zuvor in einer Klinik gearbeitet hast und bereits über Kontakte verfügst, kann sich die Anlaufzeit verkürzen. Plane finanziell konservativ und stelle sicher, dass du genügend Rücklagen für diese Phase hast.

Benötige ich eine Kassenzulassung, um auch Privatpatienten zu behandeln?

Nein. Auch ohne Kassenzulassung darfst du Privatpatientinnen und Privatpatienten sowie Selbstzahlende behandeln. Die Kassenzulassung benötigst du ausschließlich für die Behandlung gesetzlich Versicherter. Umgekehrt kannst du mit einer Kassenzulassung selbstverständlich auch Privatpatientinnen und Privatpatienten behandeln, was dann jedoch nach GOÄ abgerechnet wird.

Die Entscheidung für eine reine Privatpraxis bedeutet lediglich, dass du bewusst auf die Kassenzulassung verzichtest und nur privat versicherte Personen und Selbstzahlende behandelst.

Was passiert mit meinem Kassensitz, wenn ich in Rente gehe?

Deinen Kassensitz kannst du in der Regel verkaufen, wenn du in den Ruhestand gehst. Der Verkaufswert hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Fachrichtung, dem Standort, dem Versorgungsgrad der Region und der wirtschaftlichen Situation der Praxis.

In gut versorgten Gebieten sind die Kassensitze wertvoller als in überversorgten Regionen. Oft wird die gesamte Praxis inklusive Kassensitz, Inventar und Patientenstamm an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger verkauft. Die Kassenärztliche Vereinigung muss dem Nachfolger zustimmen. In unterversorgten Gebieten kann es schwieriger sein, einen Käufer zu finden, weshalb auch eine Rückgabe des Sitzes an die KV möglich ist.


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