Praxis
Praxisgründung leicht gemacht - Dein Fahrplan zum eigenen Standort
Lesedauer: 8 Minuten
13.06.2025
Von der Anstellung in die eigene Praxis: Erfahre, wie du den Schritt in die Selbstständigkeit meisterst – mit Tipps zu Businessplan, Finanzierung uvm.
Darum geht's
Stell dir vor, du betrittst morgens deine eigene Praxis. Die Räume sind genau so gestaltet, wie du es dir immer vorgestellt hast. Dein Team begrüßt dich, und du weißt: Hier bist du nicht nur Ärztin bzw. Arzt, sondern auch Unternehmer. Du triffst die Entscheidungen, gestaltest die Abläufe und bestimmst, wie du deine Patienten behandeln möchtest. Keine starren Hierarchien, keine endlosen Meetings über Dinge, die dich nicht betreffen. Stattdessen: deine Vision, deine Praxis, dein Erfolg.
Für viele Ärztinnen und Ärzte ist die eigene Praxis die Verwirklichung eines Lebenstraums. Die Möglichkeit, medizinische Exzellenz mit unternehmerischer Freiheit zu verbinden, zieht nach wie vor viele Mediziner in die Selbstständigkeit. Doch der Weg dorthin kann herausfordernd sein. Die wenigsten Mediziner fühlen sich durch ihr Studium auf die unternehmerischen Aspekte einer Praxisgründung vorbereitet. Businesspläne, Finanzierungskonzepte, Standortanalysen – all das sind Themen, die in der medizinischen Ausbildung kaum eine Rolle spielen.
Genau hier setzt dieser umfassende Leitfaden an. Du erfährst Schritt für Schritt, wie du von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Praxiseröffnung kommst. Von der ehrlichen Selbsteinschätzung über die Erstellung eines überzeugenden Businessplans bis hin zu konkreten Finanzierungsmöglichkeiten und der optimalen Standortwahl – dieser Artikel begleitet dich durch alle wichtigen Phasen deiner Gründung. Zusätzlich erhältst du wertvolle Einblicke in rechtliche Grundlagen und einen bewährten Fahrplan für die ersten 100 Tage als Praxisinhaber.
Bereit, deinen Traum in die Realität umzusetzen? Dann lass uns loslegen!
Die Entscheidung: Ist die eigene Praxis das Richtige für dich?
Selbsttest: Bist du bereit für die Selbstständigkeit?
Die Entscheidung für eine eigene Praxis ist mehr als eine bloße berufliche Veränderung – sie ist ein Lebensentscheid. Erfolgreiche Praxisgründer zeichnen sich durch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale aus, die über die bloße fachliche Kompetenz hinausgehen.
Um herauszufinden, ob du bereit für diesen Schritt bist, solltest du dir folgende Fragen ehrlich beantworten:
Unternehmergeist: Hast du Freude daran, Dinge zu gestalten und zu optimieren? Kannst du auch in unsicheren Situationen Entscheidungen treffen?
Durchhaltevermögen: Bist du bereit, auch schwierige Phasen durchzustehen? Die ersten Monate können herausfordernd sein, wenn die Patientenzahlen noch nicht stimmen.
Risikobereitschaft: Kannst du mit schwankenden Einnahmen umgehen? Hast du finanzielle Rücklagen für mindestens 6-12 Monate?
Führungskompetenz: Traust du dir zu, Mitarbeiter zu führen und zu motivieren? Bist du bereit, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen?
Lernbereitschaft: Bist du offen dafür, dir betriebswirtschaftliche und rechtliche Kenntnisse anzueignen?
Wenn du die meisten dieser Fragen mit "Ja" beantworten kannst, stehen die Zeichen gut für deine Praxisgründung. Falls du bei einigen Punkten noch unsicher bist, ist das kein Ausschlusskriterium – viele Kompetenzen kannst du dir aneignen - dafür gibt es schließlich den Finanzskalpell® Circle.
Anstellung vs. eigene Praxis - der ehrliche Vergleich

Die Anstellung in einer Klinik oder Praxis bietet zweifellos ihre Vorteile. Du hast ein festes Gehalt, geregelte Arbeitszeiten und musst dich nicht um administrative Aufgaben kümmern. Die Verantwortung ist klar begrenzt, und bei Krankheit oder Urlaub läuft der Betrieb einfach ohne dich weiter. Für viele Ärztinnen und Ärzte ist diese Sicherheit ein wichtiger Faktor, besonders in Lebensphasen mit familiären Verpflichtungen.
Auf der anderen Seite steht die eigene Praxis mit ihren ganz eigenen Reizen. Die finanzielle Perspektive kann deutlich attraktiver sein – erfolgreiche Praxisinhaber verdienen oft ein Vielfaches dessen, was in der Anstellung möglich wäre. Doch Geld ist nicht alles.
Die wahre Freiheit liegt in der Möglichkeit, deine eigene Vision von Medizin umzusetzen. Du entscheidest über Behandlungsmethoden, Praxisausstattung und Teamzusammensetzung. Du bestimmst, wie viel Zeit du dir für jeden Patienten nimmst und welche Schwerpunkte du setzen möchtest.
Die viel diskutierte Work-Life-Balance kann in beiden Modellen funktionieren – oder auch nicht. Als Praxisinhaber hast du theoretisch mehr Gestaltungsspielraum. Du kannst deine Sprechzeiten selbst festlegen und Urlaubszeiten frei planen.
Allerdings trägst du auch die volle Verantwortung, was gerade in der Anfangszeit zu längeren Arbeitszeiten führen kann. Viele Praxisinhaber berichten jedoch, dass sie die selbstbestimmte Arbeit als weniger belastend empfinden als die Fremdbestimmung in der Anstellung.
Praxisgründung vorbereiten: Dein Fundament für den Erfolg
Timing ist alles: Der richtige Zeitpunkt für deine Gründung
Den perfekten Zeitpunkt für eine Praxisgründung gibt es nicht – aber es gibt definitiv bessere und schlechtere Momente. Die Berufserfahrung spielt eine zentrale Rolle. Nach Abschluss der Facharztausbildung solltest du idealerweise noch einige Jahre in verschiedenen Settings gearbeitet haben. Diese Zeit nutzt du, um dein fachliches Repertoire zu erweitern, verschiedene Organisationsformen kennenzulernen und ein Netzwerk aufzubauen. Viele erfolgreiche Praxisgründer berichten, dass sie etwa fünf bis zehn Jahre nach der Facharztprüfung den Schritt wagten.
Auch deine persönlichen Lebensumstände sollten stimmen. Eine Praxisgründung erfordert gerade in der Anfangsphase viel Zeit und Energie. Wenn du gerade ein Haus baust, kleine Kinder hast oder andere große private Projekte anstehen, kann das zur Belastungsprobe werden. Andererseits kann gerade die Familienplanung auch ein Argument für die eigene Praxis sein – als Chef bestimmst du selbst über deine Arbeitszeiten.
Die Marktanalyse ist ein oft unterschätzter Faktor. In manchen Regionen herrscht Ärztemangel, was die Patientenakquise erleichtert. In manchen Ballungsgebieten ist der Markt gesättigt, und du musst dich klar positionieren, um erfolgreich zu sein. Nimm dir also in jedem Fall genug Zeit, den lokalen Markt genau zu analysieren, bevor du dich festlegst.
Wissensaufbau: Diese Kompetenzen brauchst du für die Praxisgründung
Die fachliche Kompetenz als Ärztin oder Arzt ist nur die halbe Miete. Als Praxisinhaber musst du dir betriebswirtschaftliche Grundlagen aneignen. Das bedeutet nicht, dass du zum BWL-Experten werden musst, aber du solltest verstehen, wie eine Gewinn- und Verlustrechnung funktioniert, was Liquidität bedeutet und wie du deine Praxis wirtschaftlich steuerst. Viele Mediziner unterschätzen anfangs, wie viel Zeit die kaufmännische Seite in Anspruch nimmt. Ein solides Grundverständnis hilft dir, die richtigen Fragen zu stellen und kompetente Berater auszuwählen.
Die Personalführung ist eine weitere Schlüsselkompetenz. Plötzlich bist du nicht mehr nur Kollegin oder Kollege, sondern Chefin bzw. Chef Du musst Mitarbeiter einstellen, motivieren und manchmal auch kritische Gespräche führen. Gute Führung bedeutet, klare Strukturen zu schaffen und gleichzeitig ein positives Arbeitsklima zu fördern. Dein Team ist das Rückgrat deiner Praxis – investiere Zeit in diese Beziehungen.
Auch das Thema Marketing solltest du nicht unterschätzen. Die Zeiten, in denen Patienten automatisch kommen, sind zumindest in großen Städten vorbei. Du musst deine Praxis bekannt machen und dich von Mitbewerbern abheben. Das beginnt bei einem durchdachten Praxiskonzept und reicht bis zur professionellen Online-Präsenz. Dabei geht es nicht um marktschreierische Werbung, sondern um authentische Kommunikation deiner Stärken.
Der Businessplan für die Praxisgründung: Deine Roadmap zum Erfolg

Die Kernelemente deines Businessplans
Ein überzeugender Businessplan ist das Herzstück im Vorfeld deiner Praxisgründung. Er dient einerseits als Argumentationsgrundlage für Banken und zwingt dich andererseits, dein Vorhaben bis ins Detail zu durchdenken. Die Executive Summary steht dabei am Anfang, wird aber als Letztes geschrieben. Hier fasst du auf maximal zwei Seiten zusammen, was deine Praxis ausmacht und warum sie erfolgreich sein wird.
Die Markt- und Wettbewerbsanalyse zeigt, dass du deine Hausaufgaben gemacht hast.
Wie viele potenzielle Patienten gibt es in deinem Einzugsgebiet?
Welche demografische Entwicklung ist zu erwarten?
Wer sind deine Mitbewerber, und was machen sie gut oder weniger gut?
Diese Analyse hilft dir, deine Positionierung zu schärfen. Vielleicht entdeckst du eine Nische, die noch nicht besetzt ist, oder du findest Wege, bestehende Angebote zu verbessern.
Dein Leistungsspektrum sollte klar definiert sein. Welche Behandlungen bietest du an? Gibt es Spezialgebiete, auf die du dich fokussierst? Denke dabei nicht nur an heute, sondern auch an die Zukunft. Wie kann sich deine Praxis entwickeln? Welche zusätzlichen Leistungen könntest du später anbieten?
Die Organisationsstruktur umfasst nicht nur dein Team, sondern auch Abläufe und Prozesse. Wie ist der Patient Journey von der Terminvereinbarung bis zur Nachsorge? Welche Softwarelösungen planst du einzusetzen?
Die Finanzplanung: Zahlen, die überzeugen
Die Finanzplanung ist für viele Mediziner die größte Herausforderung – und gleichzeitig der wichtigste Teil des Businessplans. Die Investitionsplanung listet alle Anschaffungen auf, die für den Start nötig sind. Das reicht von medizinischen Geräten über die Praxiseinrichtung bis zur IT-Ausstattung. Sei hier realistisch und plane Puffer ein. Erfahrungsgemäß wird es immer etwas teurer als gedacht.
Die Umsatz- und Kostenprognose erfordert eine realistische Einschätzung. Wie viele Patienten wirst du behandeln? Welche Leistungen werden wie häufig nachgefragt?
Auf der Kostenseite stehen Personal, Miete, Material und viele weitere Posten. Besonders wichtig ist die Liquiditätsplanung. Sie zeigt monatsgenau, wann Geld reinkommt und wann es rausgeht. Gerade in den ersten Monaten kann es zu Engpässen kommen, da die KVen das Honorar mit Verzögerung auszahlen.
Die Break-Even-Analyse beantwortet die entscheidende Frage: Ab wann verdient deine Praxis Geld? Dieser Zeitpunkt liegt bei den meisten Praxen zwischen 12 und 24 Monaten nach der Eröffnung. Je genauer deine Planung, desto besser kannst du diese Phase überbrücken. Banken schauen besonders auf diese Zahlen, denn sie wollen sehen, dass du die Durststrecke überstehen kannst.
Praxisfinanzierung: So sicherst du dir das nötige Kapital
Wie viel Startkapital braucht man?
Die Frage nach dem benötigten Startkapital lässt sich nicht pauschal beantworten, da es stark von der Fachrichtung abhängt. Eine Hausarztpraxis kommt oft mit 100.000 bis 150.000 Euro aus, während eine radiologische Praxis leicht das Zehnfache verschlingen kann. Zu den offensichtlichen Kosten wie Geräten und Einrichtung kommen viele versteckte Posten, die gerne übersehen werden:
Anlaufverluste: Die ersten 6-12 Monate generierst du oft weniger Umsatz als laufende Kosten
Lebensunterhalt: Deine privaten Ausgaben laufen weiter – plane mindestens 6 Monate Puffer ein
Marketingkosten: Website, Eröffnungsfeier, Anzeigen – schnell kommen 5.000-10.000 Euro zusammen
Versicherungen: Berufshaftpflicht, Praxisausfall, Inventar – jährlich mehrere tausend Euro
Nebenkosten der Immobilie: Kaution (oft 3 Monatsmieten), Renovierung, Umbauten
Erstausstattung Büro: Software, Computer, Möbel für Wartezimmer und Personalräume
Personalkosten: Gehälter müssen oft vorfinanziert werden, da Kassenabrechnungen verzögert eingehen
Plane mindestens 20 Prozent Puffer auf deine Gesamtkalkulation ein – du wirst ihn brauchen.
Finanzierungsmöglichkeiten im Überblick
Die klassische Bankfinanzierung ist nach wie vor der häufigste Weg. Manche Banken haben sich auf Heilberufe spezialisiert und kennen die Besonderheiten einer Praxisfinanzierung. Die Konditionen sind oft attraktiv, da wir als Mediziner als sichere Kreditnehmer gelten.
Besonders interessant sind KfW-Kredite, die vom Staat gefördert werden. Sie bieten günstige Zinsen und tilgungsfreie Anlaufjahre – ideal für die Gründungsphase.
Neben Krediten gibt es verschiedene Förderungen und Zuschüsse. Je nach Bundesland und Region können diese erheblich sein, besonders wenn du dich in unterversorgten Gebieten niederlässt. Manche Gemeinden bieten sogar kostenlose Praxisräume oder Investitionszuschüsse, um Praxisgründer anzulocken. Es lohnt sich, diese Möglichkeiten genau zu prüfen.
Alternative Finanzierungsmodelle gewinnen an Bedeutung. Leasing statt Kauf kann bei teuren Geräten sinnvoll sein und schont die Liquidität. Manche Praxisgründer gründen von Anfang an eine Gemeinschaftspraxis, um die Last zu teilen.
Für das Bankgespräch solltest du dich gut vorbereiten. Dein Businessplan ist dabei das wichtigste Dokument. Zeige, dass du nicht nur eine gute Ärztin bzw. Arzt, sondern auch ein kompetenter Unternehmer bist. Bringe realistische Zahlen mit und sei auf kritische Fragen vorbereitet.
Die Bank will sehen, dass du Risiken kennst und Lösungen parat hast. Ein professionelles Auftreten und eventuell die Begleitung durch einen erfahrenen Berater erhöhen deine Erfolgschancen.
Die Standortwahl: Dein Schlüssel zum Praxiserfolg
Standortanalyse: Diese Faktoren entscheiden

Die Wahl des richtigen Standorts kann über Erfolg oder Misserfolg deiner Praxis entscheiden. Bei der Standortanalyse solltest du systematisch vorgehen und folgende Faktoren berücksichtigen:
Demografische Struktur: Altersverteilung, Einkommensniveau, Bildungsstand der Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung: Wächst die Region oder schrumpft sie? Wie sehen die Prognosen für die nächsten 10 Jahre aus?
Wettbewerbssituation: Anzahl und Spezialisierung der Kollegen, Altersstruktur (Nachfolgemöglichkeiten?)
Einzugsgebiet: Wie groß ist dein realistisches Einzugsgebiet? Welche Patientenzahlen sind zu erwarten?
Kaufkraft: Können sich die Menschen in der Region Zusatzleistungen leisten?
Die Infrastruktur und Erreichbarkeit sind essenzielle Faktoren. Deine Praxis sollte gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein und ausreichend Parkplätze bieten. Die Nähe zu Apotheken, Laboren oder Krankenhäusern kann je nach Fachrichtung wichtig sein. Auch die Barrierefreiheit wird immer wichtiger – nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch mit Blick auf die alternde Gesellschaft.
Die Entscheidung zwischen Neugründung und Übernahme will gut überlegt sein. Eine Praxisübernahme bietet den Vorteil eines bestehenden Patientenstamms und eingespielter Abläufe. Allerdings übernimmst du auch alte Strukturen und möglicherweise veraltete Ausstattung. Eine Neugründung gibt dir alle Freiheiten, erfordert aber mehr Geduld beim Patientenaufbau.
Von der Suche bis zum Mietvertrag
Die Immobiliensuche solltest du strategisch angehen. Definiere zunächst deine Mindestanforderungen: Wie viele Räume brauchst du? Welche technischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Mit dieser Liste kannst du gezielt suchen und verschwendest keine Zeit mit ungeeigneten Objekten. Neben klassischen Immobilienportalen lohnt sich oft der direkte Kontakt zu lokalen Maklern, die den Markt kennen.
Bei der Vertragsverhandlung solltest du hart, aber fair verhandeln. Die Miethöhe ist nur ein Aspekt – achte auch auf Nebenkosten, Kündigungsfristen und Renovierungsklauseln. Besonders wichtig ist die Frage nach erlaubten Umbauten. Arztpraxen haben spezielle Anforderungen, die oft bauliche Veränderungen erfordern. Kläre im Vorfeld, was erlaubt ist und wer die Kosten trägt.
Der Umbau und die Praxisgestaltung sind deine Chance, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Moderne Praxen sind mehr als sterile Behandlungsräume. Sie vermitteln Kompetenz und schaffen gleichzeitig eine beruhigende Atmosphäre. Investiere in ein durchdachtes Farbkonzept, angenehme Beleuchtung und bequeme Möbel. Der erste Eindruck zählt – sowohl für Patienten als auch für potenzielle Mitarbeiter.
Die rechtlichen Grundlagen: Sicher durch den Paragraphendschungel
Zulassung und Genehmigungen
Die kassenärztliche Zulassung ist für die meisten Praxisgründer die wichtigste Hürde. Ohne sie kannst du keine Kassenpatienten behandeln – und die machen nun mal den Großteil aus. Die Zulassung ist an Planungsbereiche gebunden.
In überversorgten Gebieten gibt es Zulassungsbeschränkungen, während unterversorgte Regionen händeringend nach Ärztinnen und Ärzten suchen. Informiere dich frühzeitig über die Situation in deiner Wunschregion.
Für eine erfolgreiche Praxisgründung benötigst du verschiedene Genehmigungen und Zulassungen:
Kassenärztliche Zulassung: Antrag bei der KV, Nachweis der fachlichen Qualifikation, Praxiskonzept
Betriebserlaubnis: Begehung durch das Gesundheitsamt, Prüfung von Hygiene und Arbeitsschutz
Gewerbeanmeldung: Auch als Freiberufler in manchen Fällen nötig, abhängig vom Leistungsspektrum
Röntgengenehmigung: Falls relevant, separate Genehmigung und Fachkundenachweis erforderlich
Betäubungsmittelrezepte: Beantragung bei der Bundesopiumstelle, wenn BTM verschrieben werden
Datenschutzkonzept: Bestellung eines Datenschutzbeauftragten ab 20 Mitarbeitern
Die Beantragung kann mehrere Monate dauern – plane entsprechend Zeit ein und beginne frühzeitig mit den Vorbereitungen.
Rechtsform und Verträge
Die Wahl der Rechtsform hat weitreichende Konsequenzen. Die klassische Einzelpraxis ist einfach zu gründen und gibt dir volle Kontrolle, bedeutet aber auch volles Risiko.
Eine Berufsausübungsgemeinschaft (früher Gemeinschaftspraxis) teilt Kosten und Risiken, erfordert aber Kompromisse und klare Absprachen.
Praxisgemeinschaften sind eine Zwischenlösung: getrennte Abrechnungen bei gemeinsamer Infrastruktur.
MVZ (Medizinische Versorgungszentren) bieten weitere Möglichkeiten, sind aber komplexer in der Umsetzung.
Die richtigen Versicherungen sind existenziell wichtig. Die Berufshaftpflicht ist Pflicht und sollte ausreichend hoch sein. Eine Praxisausfallversicherung springt ein, wenn du krankheitsbedingt nicht arbeiten kannst. Auch über Rechtsschutz, Inventarversicherung und betriebliche Altersvorsorge solltest du nachdenken. Lass dich hier unabhängig beraten – nicht jede angebotene Versicherung ist wirklich nötig.
Arbeitsverträge müssen rechtssicher und fair gestaltet sein. Neben Gehalt und Arbeitszeit sind Themen wie Urlaub, Fortbildung und Schweigepflicht zu regeln.
Der Datenschutz hat durch die DSGVO an Bedeutung gewonnen. Du brauchst ein Datenschutzkonzept, musst Mitarbeiter schulen und Patienten informieren. Das klingt aufwendiger, als es ist – mit guten Vorlagen und eventuell externer Unterstützung ist es gut machbar.
Der Start: Die ersten 100 Tage nach der Praxisgründung

Die Praxiseröffnung will gut geplant sein. Etwa drei Monate vorher solltest du mit der konkreten Vorbereitung beginnen. Die Eröffnungsfeier ist deine erste große Marketingaktion. Lade nicht nur Familie und Freunde ein, sondern auch potenzielle Zuweiser, lokale Politiker und Pressevertreter. Ein Tag der offenen Tür gibt interessierten Patienten die Möglichkeit, dich und deine Praxis kennenzulernen.
Der Teamaufbau beginnt idealerweise schon vor der Eröffnung. Gute Mitarbeiter sind schwer zu finden – plane genug Zeit für die Suche ein. Die Einarbeitung ist entscheidend für den späteren Erfolg. Erstelle Checklisten und Ablaufpläne, damit nichts vergessen wird. Regelmäßige Teambesprechungen von Anfang an schaffen eine gute Kommunikationskultur. Dein Team repräsentiert deine Praxis – investiere in ihre Zufriedenheit und Weiterbildung.
Die Patientengewinnung läuft selten von allein. Neben der klassischen Anzeige im Lokalblatt sind heute Online-Präsenz und Social Media wichtig. Eine professionelle Website ist Pflicht, aktives Bewertungsmanagement hilft bei der Sichtbarkeit.
Kooperationen mit anderen Praxen können Patienten bringen. Auch kleine Aktionen wie Vorträge oder Teilnahme an lokalen Veranstaltungen machen dich bekannt.
Typische Anfangsfehler lassen sich vermeiden, wenn du sie kennst:
Zeitmanagement unterschätzen: Administration frisst mehr Zeit als gedacht – plane Pufferzeiten ein
Zu schnell zu viel wollen: Übernimm dich nicht in den ersten Wochen, Qualität vor Quantität
Delegieren vernachlässigen: Nicht alles selbst machen wollen – vertraue deinem Team
Marketing vergessen: Nach der Eröffnung muss die Werbung weitergehen, nicht nachlassen
Liquidität aus dem Blick verlieren: Führe von Anfang an ein sauberes Controlling
Lerne aus diesen Fehlern anderer und starte mit realistischen Erwartungen in dein Praxisleben.
Fazit und Ausblick
Der Weg in die eigene Praxis ist anspruchsvoll, aber in den allermeisten Fällen gut machbar. Mit der richtigen Vorbereitung, einem durchdachten Konzept und dem nötigen Durchhaltevermögen kannst du deinen Traum verwirklichen.
Die wichtigsten Schritte noch einmal zusammengefasst:
Prüfe ehrlich, ob die Selbstständigkeit zu dir passt.
Baue dir das nötige Zusatzwissen auf.
Erstelle einen überzeugenden Businessplan.
Sichere die Finanzierung ab.
Wähle den Standort mit Bedacht.
Kläre alle rechtlichen Fragen.
Plane deinen Start sorgfältig.
Die Praxisgründung ist ein Marathon und kein Sprint. Es wird dabei Höhen und Tiefen geben, Erfolge und Rückschläge. Aber wenn du morgens in deine eigene Praxis kommst und weißt, dass du hier deine Vision von guter Medizin umsetzen kannst, sind alle Mühen schnell vergessen.
Die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, die Dankbarkeit zufriedener Patienten und nicht zuletzt der wirtschaftliche Erfolg machen die Herausforderungen mehr als wett.
Nutze die verfügbaren Ressourcen und Netzwerke. Der Austausch mit anderen Gründern ist unbezahlbar. Im Finanzskalpell® Circle findest du Antworten auf deine Fragen und Unterstützung in schwierigen Phasen.
Deine Praxis wartet auf dich. Der erste Schritt ist immer der schwerste, aber auch der wichtigste. Beginne noch heute mit deiner Planung, informiere dich, knüpfe Kontakte. Die Gesundheitsversorgung in Deutschland braucht engagierte Ärztinnen und Ärzte, die den Mut haben, eigene Wege zu gehen.
Dein Weg in die erfolgreiche Praxis beginnt jetzt.
Weitere Ressourcen
Übernahme und Gründung einer Arztpraxis* von T.C. Stiller
Die erfolgreiche Arztpraxis: Patientenorientierung, Mitarbeiterführung, Marketing* von M. Dumont, M. Frühwein, A. Schiller
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