Geldanlage
Psychologische Fallen bei der Geldanlage – und wie du sie umgehst
Lesedauer: 6 Minuten
11.04.2025
Warum du dich als Mediziner mit dem Thema Behavioral Finance beschäftigen solltest
Als Ärztin oder Arzt hast du im Studium und in der Facharztausbildung gelernt, analytisch zu denken und evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen. Bei Diagnosen und Therapien verlässt du dich also hauptsächnlich auf Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse. In der heutigen Finanzwelt ist es ebenso entscheidender denn je, rationale Anlageentscheidungen zu treffen. Die Niedrigzinsphase ist vorbei und Inflation sowie erhöhte Volatilität stellen neue Herausforderungen dar.
Die Verhaltensökonomie, im Englischen als "behavioral finance" bezeichnet, befasst sich mit genau diesem Spannungsfeld: Wie treffen Menschen finanzielle Entscheidungen in der Realität – im Gegensatz zu den rationalen Modellen klassischer Wirtschaftstheorien? Die Forschung zeigt eindeutig: Nicht nur Marktdaten und wirtschaftliche Faktoren beeinflussen unsere Anlageentscheidungen, sondern auch tief verankerte psychologische Muster und emotionale Reaktionen.
In diesem Artikel erfährst du, welchen mentalen Stolperfallen du als Anlegerin oder Anleger ausgesetzt bist. Vor allem aber erlernst du konkrete Strategien, wie du diese psychologischen Fallen erkennen und systematisch umgehen kannst – speziell zugeschnitten auf die Situation von Ärztinnen und Ärzten.
Die unsichtbaren Kräfte: Psychologische Faktoren bei Finanzentscheidungen
Wir Menschen sind keine vollständig rationalen Wesen – auch wenn wir das gerne glauben möchten. Psychologische Verzerrungen sind systematische Denkfehler oder kognitive Fehlschlüsse, die unsere Entscheidungsfindung beeinflussen, ohne dass wir das bewusst wahrnehmen. Im Kontext der Geldanlage sind sie besonders heimtückisch, weil sie unsere Urteilsfähigkeit trüben und auf diese Weise zu finanziellen Fehlentscheidungen führen können.
Was viele überrascht: Diese psychologischen Fallen betreffen nicht nur Anfänger. Selbst erfahrene Investorinnen und Investoren erliegen regelmäßig den gleichen kognitiven Verzerrungen. Der Grund dafür liegt in der Evolution unseres Gehirns. Viele unserer Denkmuster wurden in einer Zeit geprägt, als schnelle, intuitive Entscheidungen überlebenswichtig waren. In der komplexen, modernen Finanzwelt können genau diese Muster jedoch zum Problem werden.
Die Erforschung dieser psychologischen Faktoren hat zur Entwicklung der Verhaltensökonomie als eigenständiges Forschungsfeld geführt. Pioniere wie Daniel Kahneman und Amos Tversky haben bereits in den 1970er Jahren begonnen, die traditionellen wirtschaftswissenschaftlichen Theorien des rationalen Handelns zu hinterfragen. Ihre bahnbrechenden Arbeiten – für die Kahneman später den Nobelpreis erhielt – zeigten, dass Menschen in der Realität systematisch von den Vorhersagen der klassischen Wirtschaftstheorie abweichen.
Die Tendenz, Risiken falsch einzuschätzen, kurzfristige Belohnungen zu bevorzugen oder vergangene Muster in die Zukunft zu projizieren – all das kann für Anleger kostspielige Konsequenzen haben. Für dich als Ärztin oder Arzt, die oder der seine hart erarbeiteten Einkünfte klug investieren möchte, ist es daher entscheidend, diese Mechanismen zu verstehen.
Warum rationales Handeln am Finanzmarkt schwieriger ist als gedacht

In der klassischen Finanztheorie wird oft von einem "homo oeconomicus" ausgegangen – einem perfekt rationalen Akteur, der stets seinen Nutzen maximiert und alle verfügbaren Informationen optimal verarbeitet. Die Realität sieht jedoch anders aus. Zahlreiche Studien belegen die Kluft zwischen diesen theoretischen Modellen und dem tatsächlichen Anlageverhalten von Menschen.
Ein wesentlicher Grund für dieses Spannungsfeld ist der ständige Konflikt zwischen unserem emotionalen und unserem rationalen System. Der Neurowissenschaftler Antonio Damasio hat gezeigt, dass wir ohne emotionale Beteiligung gar nicht entscheidungsfähig sind. Doch gerade beim Thema Geldanlage können Emotionen wie Angst, Gier oder Ungeduld uns zu irrationalen Entscheidungen verleiten.
Als Ärztin oder Arzt bist du es gewohnt, dich auf Evidenz zu stützen und entsprechend systematisch danach vorzugehen. Und doch: Wenn der Aktienmarkt einbricht und dein sorgfältig aufgebautes Portfolio innerhalb weniger Tage 20% an Wert verliert, ist es schwer, ruhig und rational zu bleiben. Die Verlustaversion – die Tendenz, Verluste stärker zu gewichten als gleichwertige Gewinne – kann dich in solchen Situationen zu übereilten Verkäufen verleiten, obwohl eine langfristige Haltestrategie statistisch gesehen die bessere Wahl wäre.
Die größten psychologischen Fallen für Anleger im Überblick
Stell dir vor, du hättest gerade eine schwierige Operation erfolgreich gemeistert. Du fühlst dich großartig, kompetent und selbstsicher. In dieser Stimmung checkst du dein Aktiendepot und siehst eine neue Biotech-Aktie, über die du kürzlich gelesen hast. Ohne zu zögern, investierst du einen beträchtlichen Betrag. Was du in diesem Moment erlebst, ist möglicherweise der Einfluss verschiedener psychologischer Verzerrungen, die deine Anlageentscheidung unbewusst beeinflussen.
Lass uns die wichtigsten dieser kognitiven Fehler näher betrachten – und zwar speziell aus der Perspektive von uns Ärztinnen und Ärzten, die wir in unserem Berufsalltag oft unter Zeitdruck komplexe Entscheidungen treffen müssen.
Overconfidence - Wenn du deine eigenen Fähigkeiten überschätzt
Overconfidence bezeichnet die Tendenz, die eigenen Fähigkeiten, das eigene Wissen und die Genauigkeit der eigenen Prognosen zu überschätzen. Als Ärztin oder Arzt bist du hochqualifiziert und triffst tagtäglich wichtige Entscheidungen. Diese Expertise in deinem Fachgebiet kann jedoch leicht zu einer Selbstüberschätzung auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel der Geldanlage führen.
Ein typisches Beispiel: Ein Chirurg, der täglich hochkomplexe Operationen durchführt, geht davon aus, dass er auch Marktentwicklungen präzise vorhersagen kann. Er investiert hohe Beträge in einzelne Aktien, weil er glaubt, den Markt "schlagen" zu können, obwohl Studien immer wieder zeigen, dass selbst professionelle Fondsmanager langfristig zumeist eben nicht besser abschneiden als der Gesamtmarkt.
Diese Selbstüberschätzung kann riskanten Anlageentscheidungen führen:
Übermäßige Konzentration auf wenige Einzelwerte statt Diversifikation
Häufiges Handeln und Umschichten des Portfolios
Ignorieren von Warnzeichen oder widersprechenden Informationen
Zu hohe Risikotoleranz in Bullenmärkten
Besonders gefährlich wird es, wenn anfängliche Erfolge – vielleicht sogar durch glückliche Umstände – das Selbstvertrauen noch weiter steigern. Dieses "Selbstüberschätzungsmomentum" kann dazu führen, dass immer riskantere Entscheidungen getroffen werden, bis es schließlich zu schmerzhaften Verlusten kommt.
Die Verlustaversion - Warum Verluste stärker schmerzen als Gewinne erfreuen
Die Verlustaversion ist ein Phänomen, das erstmals von Kahneman und Tversky beschrieben wurde: Der emotionale Schmerz eines finanziellen Verlusts ist etwa doppelt so intensiv wie die Freude über einen gleichwertigen Gewinn. Mit anderen Worten: Den Verlust von 1.000 Euro empfinden wir emotional etwa so stark wie den Gewinn von 2.000 Euro.
Die psychologischen Grundlagen dieser Verzerrung liegen tief in unserer Evolutionsgeschichte. Für unsere Vorfahren konnte ein Verlust (etwa von Nahrung oder Unterkunft) lebensbedrohlich sein, während ein zusätzlicher Gewinn zwar angenehm, aber nicht überlebenswichtig war. Dieses Muster ist bis heute in unserer Risikowahrnehmung verankert.
Für dich als Anlegerin oder Anleger kann die Verlustaversion fatale Folgen haben:
Du hältst an verlustbringenden Investments zu lange fest, in der Hoffnung, dass sie sich "erholen" (Dispositionseffekt)
Du verkaufst gewinnbringende Positionen zu früh, aus Angst, die Gewinne wieder zu verlieren
Du vermeidest potenziell lohnende, aber mit kurzfristigen Schwankungen verbundene Anlageklassen wie Aktien
Besonders in Marktkrisen kann die Verlustaversion dein langfristiges Anlageziel sabotieren. Wenn der Markt einbricht, reagieren viele Anleger emotional und verkaufen ihre Positionen – oft genau zum falschen Zeitpunkt. Als Arzt oder Ärztin bist du mit rationalen Entscheidungsprozessen vertraut, doch auch du bist nicht immun gegen diese tief verankerten emotionalen Reaktionen.
Kognitive Verzerrungen, die deine Rendite schmälern
Neben Overconfidence und Verlustaversion gibt es eine Reihe weiterer kognitiver Verzerrungen, die deine Anlageentscheidungen unbewusst beeinflussen können. Diese mentalen Abkürzungen helfen uns zwar im Alltag, schnelle Entscheidungen zu treffen, können aber im Kontext der langfristigen Geldanlage zu systematischen Fehlern führen.
Der Herdeneffekt - Warum wir dem Trend folgen, statt gegen den Strom zu schwimmen

Der Herdeneffekt beschreibt unsere Tendenz, das Verhalten anderer Menschen zu imitieren, besonders in unsicheren Situationen. Auf dem Finanzmarkt führt dieses Phänomen zu kollektiven Kauf- oder Verkaufswellen, die oft zu irrationalen Marktentwicklungen führen.
Vielleicht kommt dir folgende Situation bekannt vor: Kollegen sprechen in der Mittagspause begeistert über eine neue Anlagemöglichkeit – vielleicht ein besonderes Start-up oder eine neue Kryptowährung. Die Angst, etwas zu verpassen (FOMO – Fear Of Missing Out), kann rational denkende Menschen dazu verleiten, ohne ausreichende Analyse in den Trend einzusteigen.
Die Marktgeschichte ist voll von Beispielen für emotionale Übertreibungen, die durch Herdenverhalten entstanden sind – von der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert bis zur Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende. In all diesen Fällen haben Marktteilnehmer rationale Bewertungsmaßstäbe außer Acht gelassen und sind dem Kollektiv gefolgt.
Bestätigungsbias - Wenn du nur siehst, was du sehen willst
Der Bestätigungsbias bezeichnet unsere Neigung, bevorzugt solche Informationen wahrzunehmen und zu verarbeiten, die unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen. Dieser kognitive Effekt wirkt wie ein Filter, der widersprüchliche Informationen ausblendet.
Angenommen, du hast in eine vielversprechende Techaktie investiert. In der Folge achtest du vor allem auf positive Nachrichten über das Unternehmen und interpretierst neutrale Informationen eher optimistisch. Warnzeichen hingegen werden abgewertet oder ignoriert. Diese selektive Wahrnehmung kann dazu führen, dass du an Investments festhältst, obwohl objektive Daten längst für einen Verkauf sprechen würden.
In der ärztlichen Praxis achtest du auf Anzeichen, die deine Diagnose bestätigen oder widerlegen. Bei Anlagen hingegen fällt es schwerer, die eigene Einschätzung kontinuierlich zu hinterfragen. Erfolgreiche Investoren zeichnen sich jedoch gerade dadurch aus, dass sie aktiv nach Informationen suchen, die ihre ursprüngliche These widerlegen könnten.
Mentale Buchführung und ihre Tücken
Die Theorie der mentalen Buchführung besagt, dass wir Geld je nach Quelle oder Verwendungszweck unterschiedlich bewerten und behandeln. Diese künstliche Trennung kann zu irrationalem Anlageverhalten führen.
Ein anschauliches Beispiel: Viele Menschen behandeln unerwartete Einnahmen wie Boni oder Erbschaften anders als ihr reguläres Einkommen. Dieses "gefundene Geld" wird oft risikoreicher angelegt oder für Ausgaben verwendet, die man sich mit dem Gehalt nicht "erlauben" würde. Eine solche künstliche Trennung kann einer ganzheitlichen Anlagestrategie im Weg stehen.
Die Macht der Gegenwart: Kurzfristiges Denken vs. langfristige Anlagestrategie
In einer Zeit ständiger Informationsflut und permanenter Erreichbarkeit fällt es zunehmend schwer, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Dieser Gegenwartsbias – die Überbetonung aktueller Informationen – stellt eine besondere Herausforderung für langfristig orientierte Anleger dar.
Warum hochfrequentes Handeln deiner Rendite schadet

Der Aktienmarkt liefert täglich neue Informationen, Kursbewegungen und vermeintliche Handelssignale. Diese ständigen Reize führen bei vielen Anlegern zu einem übermäßigen Handeln – zum Nachteil der Rendite.
Studien belegen eindeutig: Je häufiger private Anleger mit ihrem Portfolio handeln, desto schlechter fällt im Durchschnitt ihre Rendite aus. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Jede Transaktion verursacht Kosten (Gebühren, Spreads, ggf. Steuern)
Häufiges Handeln folgt oft kurzfristigen Trends statt fundamentalen Bewertungskriterien
Die Wahrscheinlichkeit, aufgrund temporärer Faktoren falsche Entscheidungen zu treffen, steigt
Als Ärztin oder Arzt bist du es gewohnt, in kritischen Situationen schnell zu handeln. Dieses im Beruf wertvolle Verhaltensmuster kann beim Investieren jedoch kontraproduktiv sein. Die meisten erfolgreichen Anlagestrategien erfordern Geduld und einen langen Atem – Eigenschaften, die in einer auf sofortige Bedürfnisbefriedigung ausgerichteten Welt immer seltener werden.
Risikowahrnehmung im Zeitverlauf
Unsere Risikowahrnehmung ist nicht konstant, sondern stark von aktuellen Erfahrungen und der vorherrschenden Marktstimmung geprägt. In lang anhaltenden Bullenmärkten neigen viele Anleger dazu, Risiken zu unterschätzen und ihre Risikotoleranz zu überschätzen.
Dieses Phänomen zeigt sich in typischen Anlegerzyklen: Nach längeren Aufwärtsphasen steigt der Anteil risikoreicher Anlagen in den Portfolios, oft kurz bevor eine Marktkorrektur einsetzt. Ebenso werden nach schmerzhaften Verlusten Aktien gemieden, häufig genau dann, wenn die Bewertungen besonders attraktiv sind.
Für dich als Ärztin oder Arzt ist es wichtig, deine langfristigen Anlageziele und deine tatsächliche Risikotoleranz unabhängig von der aktuellen Marktstimmung zu definieren. Zukünftige Marktentwicklungen lassen sich nicht verlässlich vorhersagen, aber mit einer fundierten Strategie kannst du auch in turbulenten Zeiten den Kurs halten.
Praktische Strategien: So umgehst du die psychologischen Fallen
Die gute Nachricht: Es gibt erprobte Methoden, mit denen du deine eigenen Fähigkeiten im Umgang mit dem Thema Geldanlage verbessern und die genannten psychologischen Fallen umgehen kannst. Als analytisch denkender Arzt oder analytisch denkende Ärztin hast du dabei sogar einen Vorteil: Du bist es gewohnt, mit Unsicherheiten umzugehen und Entscheidungen auf Basis unvollständiger Informationen zu treffen.
Erkenne deine eigenen Verhaltensmuster
Der erste und wichtigste Schritt zur Überwindung psychologischer Fallen ist die Erkenntnis, dass auch du ihnen unterliegst. Selbstreflexion ist der Schlüssel, um die eigenen Verhaltensmuster bewusst zu machen.
Folgende Methoden können dir dabei helfen:
Führe ein Anlagetagebuch, in dem du nicht nur deine Entscheidungen, sondern auch die Begründungen und deine emotionale Verfassung festhältst
Überprüfe regelmäßig deine vergangenen Entscheidungen: Welche Annahmen waren richtig, welche falsch?
Achte auf Warnsignale wie Euphorie, Panik oder den Drang zu impulsiven Entscheidungen
Diese Dokumentation hilft dir, Muster in deinem Anlageverhalten zu erkennen und typische Fehler frühzeitig zu identifizieren. Du bist es gewohnt, Symptome zu analysieren – wende diese Fähigkeit auch auf dein Investitionsverhalten an.
Regelbasiertes Investieren als Schutzschild
Ein wirksames Mittel gegen emotionale Fehlentscheidungen ist eine klare, regelbasierte Anlagestrategie. Ähnlich wie Leitlinien in der Medizin bietet sie einen Handlungsrahmen, der das Risiko für emotionale Ad-hoc-Entscheidungen reduziert.
Wesentliche Elemente einer solchen Strategie sind:
Klar definierte Anlagekriterien: Welche Faktoren müssen erfüllt sein, damit du investierst oder verkaufst?
Asset Allocation: Eine vorab festgelegte Aufteilung zwischen verschiedenen Anlageklassen
Rebalancing-Regeln: Wann und wie stellst du die ursprüngliche Vermögensaufteilung wieder her?
Einstiegsregeln: Investierst du auf einmal oder über einen definierten Zeitraum (Cost-Averaging)?
Ein Beispiel aus der Praxis: Statt nach einem Kursrutsch in Panik zu verkaufen, kann deine Regel lauten: "Bei einem Rückgang des Gesamtmarktes um mehr als 20% prüfe ich, ob sich an den fundamentalen Daten etwas geändert hat. Wenn nicht, kaufe ich nach und nutze die niedrigeren Kurse, um meinen Aktienanteil um 10% zu erhöhen."
Diese vordefinierten Handlungsanweisungen helfen dir, auch in emotional aufgeladenen Marktphasen rational zu handeln und nicht von kurzfristigen Trends oder Stimmungen mitgerissen zu werden.
Die richtigen Heuristiken für klügere Finanzentscheidungen
Heuristiken sind mentale Abkürzungen, die wir nutzen, um komplexe Entscheidungen zu vereinfachen. Sie können sowohl hilfreich als auch problematisch sein – je nachdem, welche wir anwenden. Das Ziel ist, destruktive Heuristiken durch konstruktive zu ersetzen.
Hier einige nützliche Heuristiken für Ärztinnen und Ärzte:
Die 10-Minuten-Regel: Triff keine Anlageentscheidung spontan. Warte mindestens 10 Minuten und reflektiere, ob die Entscheidung rational begründet ist oder emotional getrieben
Die Gegenmeinungs-Heuristik: Suche aktiv nach Argumenten, die gegen deine Anlageentscheidung sprechen
Die Mentor-Frage: Frage dich, was würde ein erfahrener, rationaler Investor in dieser Situation tun?
Die 5-Jahres-Perspektive: Überlege, ob die aktuelle Marktbewegung in 5 Jahren noch relevant sein wird
Diese einfachen Faustregeln können dir helfen, typische kognitive Verzerrungen zu umgehen und auch in turbulenten Marktphasen einen klaren Kopf zu bewahren.
Das Phänomen des erfolgreichen langfristigen Investors

Was unterscheidet Investoren, die über viele Jahre hin erfolgreich sind von der breiten Masse? Interessanterweise sind es weniger ihre finanzmathematischen Fähigkeiten als vielmehr ihr Umgang mit den psychologischen Aspekten des Investierens.
Was erfolgreiche Anlegerinnen und Anleger anders machen
Erfolgreiche Investoren zeichnen sich durch bestimmte Verhaltensmuster aus:
Sie akzeptieren Unsicherheit als unvermeidbaren Teil des Investierens
Sie fokussieren sich auf Faktoren, die sie kontrollieren können (Kosten, Diversifikation, Anlagehorizont)
Sie verstehen ihre eigenen psychologischen Tendenzen und entwickeln Gegenstrategien
Sie treffen Entscheidungen auf Basis langfristiger Überlegungen, nicht aktueller Trends
Sie halten an ihrer Strategie fest, auch wenn der Markt kurzfristig in die entgegengesetzte Richtung läuft
Besonders wichtig ist auch die emotionale Selbstreflexion erfolgreicher Anleger: Sie können ihre Gefühle wahrnehmen, ohne von ihnen beherrscht zu werden.
Von der Theorie zur Praxis: Schritt für Schritt zu besseren Anlageentscheidungen
Wie kannst du diese Erkenntnisse als Ärztin oder Arzt konkret in deine Investmententscheidungen integrieren? Hier ein Aktionsplan in vier Schritten:
Bestandsaufnahme: Analysiere dein bisheriges Anlageverhalten. Welchen psychologischen Fallen bist du besonders häufig erlegen?
Strategie entwickeln: Definiere klare Anlagekriterien und Handlungsregeln, die zu deiner persönlichen Situation passen. Berücksichtige dabei deinen Anlagehorizont, deine Risikotoleranz und deine finanziellen Ziele.
Strukturen schaffen: Richte Automatismen ein, die deine Strategie unterstützen (z.B. automatische Sparpläne, regelmäßiges Rebalancing).
Regelmäßige Überprüfung: Evaluiere deine Anlageentscheidungen in festen Intervallen – nicht täglich oder wöchentlich, sondern vielleicht quartalsweise oder halbjährlich.
Wenn du merkst, dass du emotional auf Marktveränderungen reagierst, hilft oft schon ein Schritt zurück: Atme durch, schaue dir deine vordefinierten Regeln nochmal an und frage dich, ob die aktuelle Situation wirklich eine Abweichung von deiner Strategie rechtfertigt.
Fazit
Psychologische Fallen lauern auf jeden Anleger – unabhängig von Bildungsgrad oder beruflicher Expertise. Als Ärztin oder Arzt bist auch du nicht immun gegen kognitive Verzerrungen wie Overconfidence, Verlustaversion oder den Herdeneffekt. Doch mit dem Wissen um diese psychologischen Mechanismen und gezielten Gegenstrategien kannst du deine Anlageentscheidungen erheblich verbessern.
Die wichtigsten Erkenntnisse nochmal auf einen Blick:
Emotionen und unbewusste Denkmuster beeinflussen unser Anlageverhalten maßgeblich
Selbst erfahrene Investoren erliegen regelmäßig psychologischen Fallen
Eine regelbasierte Anlagestrategie schützt vor emotionalen Fehlentscheidungen
Erfolgreiche Investoren zeichnen sich durch einen bewussten Umgang mit ihren eigenen psychologischen Verhaltensmustern aus
Denke daran: Der wichtigste Faktor für deinen langfristigen Anlageerfolg bist nicht die Wahl des richtigen Zeitpunkts oder der besten Einzelaktie, sondern deine Fähigkeit, psychologische Fallen zu erkennen und systematisch zu umgehen.
Deine Checkliste für rationalere Anlageentscheidungen
Bevor du eine wichtige Anlageentscheidung triffst, gehe noch einmal diese Checkliste durch:
Habe ich alle relevanten Informationen gesammelt und objektiv bewertet?
Welche psychologische Verzerrung könnte meine Entscheidung beeinflussen?
Würde ich einem Freund oder einer Freundin in der gleichen Situation zu dieser Entscheidung raten?
Steht die Entscheidung im Einklang mit meiner langfristigen Anlagestrategie?
Wie würde ich mich fühlen, wenn sich die Entscheidung als falsch herausstellt?
Habe ich aktiv nach Gegenargumenten gesucht?
Liegt mir eine emotionale Reaktion auf kürzliche Marktbewegungen zugrunde?
Diese einfache Checkliste kann dir helfen, einen Schritt zurückzutreten und deine Anlageentscheidungen kritisch zu reflektieren, bevor du sie in die Tat umsetzt.
Weiterführende Ressourcen
Wenn du dich mehr mit dem Thema Emotionen bei Investitionsentscheidungen beschäftigen möchtest, sind folgende Bücher einen näheren Blick wert.
James Montier - The Little Book of Behavioral Investing: How not to be your own worst enemy *
Daniel Crosby - The Behavioral Investor *
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