Geldanlage
Wie du als Ärztin oder Arzt mit Dividenden ein passives Einkommen aufbaust
Lesedauer: 8 Minuten
27.06.2025
Stell dir vor, dein Geld arbeitet für dich, während du in der Praxis Patienten behandelst oder im OP stehst. Keine Überstunden für mehr Einkommen, keine zusätzlichen Bereitschaftsdienste – stattdessen fließen regelmäßig und vollkommen passiv Erträge auf dein Konto. Genau das ermöglicht dir die Dividendenstrategie.
Als Ärztin oder Arzt kennst du das Dilemma: Dein Einkommen ist direkt an deine Arbeitszeit gekoppelt. Jeder Euro mehr bedeutet meist auch mehr Stress und weniger Freizeit. Dividenden bieten hier einen eleganten Ausweg. Sie sind Gewinnausschüttungen von Unternehmen an ihre Aktionäre – quasi eine Belohnung für dein Vertrauen in das Unternehmen. Das Schöne daran: Diese Zahlungen erfolgen regelmäßig, oft quartalsweise, und das völlig unabhängig davon, ob du gerade arbeitest oder Urlaub machst.
In diesem Artikel erfährst du, wie du mit der richtigen Dividendenstrategie ein zweites Standbein aufbaust, welche ETF-Strategien sich besonders für vielbeschäftigte Mediziner eignen und wie du dabei steuerlich das Optimum herausholst.
Die Dividendenstrategie verstehen – Dein Weg zum passiven Einkommen
Was sind Dividenden und wie funktionieren sie?
Dividenden sind im Grunde nichts anderes als eine Gewinnbeteiligung. Wenn ein Unternehmen erfolgreich wirtschaftet, schüttet es einen Teil des Gewinns an seine Aktionäre aus. Als Aktienbesitzerin bzw. -besitzer erhältst du pro Aktie einen festgelegten Betrag – die Dividende.
Der große Unterschied zur reinen Kursspekulation: Bei Dividenden siehst du sofort, was dein Investment abwirft. Während Kursgewinne nur auf dem Papier existieren und erst beim Verkauf realisiert werden, landen Dividenden tatsächlich auf deinem Konto. Die Dividendenrendite berechnet sich dabei aus der jährlichen Dividende geteilt durch den aktuellen Aktienkurs. Ein Unternehmen, das 3 Euro Dividende zahlt und 100 Euro kostet, hat eine Dividendenrendite von 3%.
Die Psychologie hinter regelmäßigen Ausschüttungen
Für viele Ärztinnen und Ärzte ist der psychologische Aspekt der Dividendenstrategie mindestens genauso wichtig wie die finanzielle Seite. Nach Jahren des Studiums und der Facharztausbildung, in denen das Geld oft knapp war, fühlt es sich unglaublich gut an, regelmäßige Zahlungen auf sein Konto zu erhalten, ohne dafür aktiv arbeiten zu müssen.
Diese sichtbaren Erträge wirken motivierend, indem sie den Zweck deiner Investmententscheidung immer wieder aufs Neue bestätigen. Besonders interessant wird es, wenn du die erhaltenen Dividenden wieder anlegst.
Dann profitierst du vom Zinseszinseffekt: Deine Dividenden generieren selbst wieder Dividenden. Albert Einstein soll den Zinseszins als das "achte Weltwunder" bezeichnet haben – und er hatte recht.
Dividendenaktien vs. Dividenden-ETFs – Der große Vergleich

Einzelaktien: Chancen und Fallstricke
Der Kauf einzelner Dividendenaktien kann verlockend sein. Deutsche Klassiker wie Allianz, BASF oder die Münchener Rück locken mit stabilen Ausschüttungen. Der Vorteil: Du kannst gezielt Unternehmen auswählen, deren Geschäftsmodell du verstehst und denen du vertraust. Manche Dividendenaristokraten haben ihre Ausschüttung seit Jahrzehnten nicht gesenkt.
Doch Vorsicht: Als vielbeschäftigter Mediziner unterschätzt du möglicherweise den Zeitaufwand. Die Analyse von Geschäftsberichten, das Verfolgen von Quartalszahlen und die ständige Marktbeobachtung – all das kostet Zeit, die du nach einem 12-Stunden-Tag in der Klinik vermutlich nicht hast.
Zudem droht ein Klumpenrisiko: Wenn du nur wenige Einzelaktien besitzt und eines der Unternehmen die Dividende kürzt oder gar streicht, spürst du das deutlich in deinem passiven Einkommen.
Dividendenaristokraten – Auf Qualität setzen
Dividendenaristokraten sind die Premiumklasse unter den Ausschüttern. In den USA gilt ein Unternehmen als Dividendenaristokrat, wenn es 25 Jahre in Folge die Dividende erhöht hat. Unternehmen wie Coca-Cola, Johnson & Johnson oder Procter & Gamble haben ihre Ausschüttungen seit über 50 Jahren kontinuierlich gesteigert – durch alle Krisen hindurch.
Dennoch gibt es natürlich keine Garantie, dass das auch weiter so läuft.
High-Yield vs. Dividend-Growth – Welche Strategie passt zu dir?
High-Yield-Strategien setzen auf Unternehmen mit besonders hohen Ausschüttungen, oft 5% oder mehr. Der Vorteil liegt auf der Hand: Mehr sofortiges passives Einkommen. Der Nachteil: Hohe Dividenden können ein Warnsignal sein. Manchmal schütten Unternehmen mehr aus, als sie sich leisten können, um Anleger bei der Stange zu halten.
Dividend-Growth-Strategien fokussieren sich dagegen auf Unternehmen mit moderaten, aber stetig wachsenden Dividenden. Als junger Arzt mit langem Anlagehorizont profitierst du hier besonders. Die Dividende mag heute nur 2% betragen, aber wenn sie jährlich um 8% wächst, hast du nach 10 Jahren eine Rendite auf dein ursprüngliches Investment von über 4%.
ETFs: Der entspannte Weg zu mehr Diversifikation
Exchange Traded Funds (ETFs) sind für die meisten Mediziner die bessere Wahl. Mit einem einzigen börsengehantelten Indexfonds investierst du in hunderte oder gar tausende Unternehmen gleichzeitig. Das Schöne daran: Die Fondsgesellschaft kümmert sich um alles. Fällt ein Unternehmen aus dem Index, wird es automatisch ersetzt. Die Gewichtungen werden regelmäßig angepasst.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Kosten sind minimal. Während aktiv gemanagte Fonds oft 1,5% oder mehr pro Jahr kosten, liegen die Gebühren bei Dividenden-ETFs meist zwischen 0,2% und 0,5%. Das mag nach wenig klingen, macht aber über die Jahre einen enormen Unterschied. Bei einer Anlagesumme von 100.000 Euro sparst du dir jährlich 1.000 Euro oder mehr – Geld, das stattdessen für dich arbeiten kann.
Die Transparenz ist ein weiterer Vorteil: Du weißt immer genau, in welche Unternehmen dein ETF investiert. Und das Beste: Du brauchst nur wenige Minuten pro Quartal, um dein Portfolio zu überprüfen. Mehr Zeit bleibt oft ohnehin nicht zwischen Sprechstunde, Visite und Bereitschaftsdienst.
Die besten Dividenden-ETF-Strategien für deinen Vermögensaufbau

Globale Dividenden-ETFs – Weltweit Dividenden einstreichen
Der Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield ETF ist ein Beispiel für einen global diversifizierten Dividenden-ETF. Er investiert in etwa 1.800 Unternehmen weltweit, die überdurchschnittliche Dividenden zahlen. Die Kostenquote liegt bei 0,29% pro Jahr, wobei die Ausschüttungsrendite in den letzten Jahren konstant zwischen 3% und 4% lag.
Daneben gibt es noch den SPDR S&P Global Dividend Aristocrats ETF. Dieser ETF fokussiert sich auf Unternehmen, die ihre Dividende in den letzten 10 Jahren kontinuierlich erhöht haben. Die Philosophie dahinter: Nur finanziell gesunde Unternehmen können sich stetig steigende Ausschüttungen leisten. Mit einer TER von 0,45% ist er etwas teurer, bietet dafür aber mehr Qualitätskontrolle.
Steueroptimierung bei Dividenden – So behältst du mehr von deinen Erträgen
Die Abgeltungssteuer verstehen
Als Ärztinnen und Ärzte mit hohem Einkommen kennen wir den Spitzensteuersatz nur zu gut. Die gute Nachricht bei Dividenden: Hier greift die Abgeltungssteuer von 25% plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer, insgesamt also maximal 26,375% (ohne Kirchensteuer). Das ist deutlich weniger als der Spitzensteuersatz, welcher bei 42% oder gar 45% liegt.
Der Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro (2.000 Euro für Verheiratete) pro Jahr bleibt steuerfrei. Klingt wenig, aber Kleinvieh macht auch Mist: Bei einer Dividendenrendite von 4% kannst du 25.000 Euro (50.000 Euro) anlegen, ohne einen Cent Steuern auf die Ausschüttungen zu zahlen. Vergiss nicht, einen Freistellungsauftrag bei deiner Bank einzurichten!
Thesaurierende vs. ausschüttende ETFs aus Steuersicht
Ausschüttende ETFs zahlen die Dividenden direkt aus – du siehst das Geld auf deinem Konto und die Abgeltungssteuer wird sofort fällig. Thesaurierende ETFs legen die Dividenden automatisch wieder an. Hier greift seit 2018 die Vorabpauschale: Eine fiktive Mindestrendite wird besteuert, auch wenn du keinen Cent ausgezahlt bekommst.
Die Vorabpauschale berechnet sich aus dem Basiszins (wird jährlich festgelegt) multipliziert mit 0,7 und dem Fondswert. In Niedrigzinsphasen fällt sie minimal aus oder entfällt ganz. Der Vorteil thesaurierender ETFs: Der Großteil der Erträge wird erst beim Verkauf versteuert – du profitierst länger vom Zinseszinseffekt.
Internationale Quellensteuer und Doppelbesteuerungsabkommen
Bei ausländischen Dividenden wird's kompliziert. Viele Länder erheben eine Quellensteuer, die USA beispielsweise 30%. Dank Doppelbesteuerungsabkommen reduziert sich diese auf 15%. Die gute Nachricht: Diese 15% kannst du auf deine deutsche Abgeltungssteuer anrechnen lassen.
ETFs übernehmen diese Rückforderung für dich, bei anderen musst du selbst aktiv werden. Irland als ETF-Domizil hat steuerliche Vorteile: Keine Quellensteuer auf Ausschüttungen an deutsche Anleger und günstige Abkommen mit den USA. Deshalb sind viele große ETFs in Irland aufgelegt.
Praktischer Leitfaden: So startest du deine Dividendenstrategie
Die richtige Depotbank wählen
Als Mediziner brauchen wir eine möglichst effiziente, unkomplizierte Lösung. Direktbanken bieten kostenlose Depots und niedrige Ordergebühren. Achte besonders auf kostenlose Sparpläne für ETFs – so kannst du automatisiert jeden Monat investieren, ohne daran denken zu müssen.
Für Dividendenstrategien wichtig: Manche Broker bieten automatische Wiederanlage von Ausschüttungen an. Das spart Zeit und Gebühren. Prüfe auch, ob dein Wunsch-ETF als Sparplan verfügbar ist. Die meisten großen Dividenden-ETFs sind es, aber nicht alle.
Portfolio-Aufbau Schritt für Schritt
Starte simpel: Ein weltweiter Dividenden-ETF als Basis reicht für den Anfang völlig aus. Mit steigendem Vermögen kannst du diversifizieren, beispielsweise in REIT-ETFs.
Wichtig: Überprüfe die Überschneidungen zwischen den ETFs. Manche Unternehmen tauchen in mehreren ETFs auf. Tools wie Justetf helfen dir, den Überblick zu behalten.
Rebalancing und Monitoring
Einmal im Quartal solltest du einen Blick auf dein Portfolio werfen – mehr ist bei einer ETF-Strategie nicht nötig. Passt die Gewichtung noch? Haben sich deine Ziele geändert?
Rebalancing bedeutet, die ursprüngliche Gewichtung wiederherzustellen. Hat ein ETF überperformt und macht jetzt 50% statt geplanter 40% aus, verkaufst du einen Teil und schichtest in die untergewichteten Positionen um.
Häufige Fehler vermeiden – Die Stolpersteine bei der Dividendenstrategie
Die Dividendenfalle erkennen
Eine Dividendenrendite von 8% oder mehr? Vorsicht! Oft ist das ein Warnsignal. Die Dividendenfalle schnappt zu, wenn Unternehmen mehr ausschütten, als sie verdienen. Das ist auf Dauer nicht haltbar. Klassisches Beispiel: Die Deutsche Bank zahlte jahrelang hohe Dividenden, musste diese dann aber komplett streichen.
Achte auf die Ausschüttungsquote (Payout Ratio): Wie viel Prozent des Gewinns werden als Dividende ausgezahlt? Über 80% sind bedenklich, über 100% ein klares Warnsignal. Bei ETFs übernimmt der Index-Anbieter diese Prüfung für dich – ein weiterer Vorteil gegenüber Einzelaktien.
Über-Diversifikation und andere Anfängerfehler
Mehr ist nicht immer besser. 15 verschiedene Dividenden-ETFs im Portfolio? Das ist Über-Diversifikation. Du erhöhst nur die Komplexität und Kosten, ohne wirklich breiter gestreut zu sein. Ein bis drei gut gewählte ETFs reichen völlig aus.
Ein weiterer Klassiker: Die Jagd nach der höchsten Dividendenrendite. Nachhaltig erfolgreiche Dividendenstrategien setzen auf Qualität, nicht Quantität. Eine stabile 3%-Dividende, die jährlich wächst, schlägt langfristig eine wackelige 6%-Dividende.
Psychologische Fallen lauern überall: In Crashphasen neigen wir dazu, panisch zu verkaufen. Dabei sind gerade dann die Dividendenrenditen besonders attraktiv (niedrige Kurse bei gleichbleibenden Ausschüttungen).
Automatisierte Sparpläne helfen, diese emotionalen Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Fazit und Ausblick
Die Dividendenstrategie bietet dir als Ärztin oder Arzt einen eleganten Weg zu mehr finanzieller Freiheit. Statt noch mehr Dienste zu schieben, lässt du dein Geld für dich arbeiten. ETFs machen es dabei besonders einfach: Mit minimalem Zeitaufwand baust du ein diversifiziertes Portfolio auf, das regelmäßige Erträge generiert.
Deine nächsten Schritte:
Eröffne ein kostenloses Depot bei einem Direktbroker
Richte einen Sparplan z.B. auf einen globalen Dividenden-ETF ein
Nutze deinen Sparerpauschbetrag vollständig aus
Automatisiere alles, was geht – deine Zeit ist zu kostbar für ständiges Trading
Die Dividendenstrategie ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Alles Mediziner wissen wir, dass nachhaltige Erfolge Zeit brauchen. In 10 oder 20 Jahren wirst du dankbar sein, heute den ersten Schritt gemacht zu haben. Denn dann arbeitet nicht nur dein medizinisches Wissen für dich, sondern auch dein Kapital – und das sogar im Schlaf.
Mehr zum Thema Geldanlage findest du auch in unserem entsprechenden Ratgeber.
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